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Die jüdischen Wurzeln des Christentums

"In der Rassengesetzgebung ersehen wir eine gottgewollte und biblisch begründbare Bestrebung zur Reinigung und Reinerhaltung des Volkes vor fremdrassiger Vermischung. Die Herausführung von Juden aus der Gemeinschaft unseres Volkes wie auch der anderen Völker ist für uns ein Vorgang nach göttlicher Vorsehung und göttlichem Willen" (aus dem Artikel 7 der Satzung eines evangelischen zur Pfingstbewegung gehörenden Gemeinschaftsverbandes vom 13.10.1938).
   Wie konnte es dazu kommen, daß so etwas in christlichen Statuten stehen konnte?
   In der Zeit des Nationalsozialismus sind sich sehr viele Christen (Namenschristen wie bewußte Christen) auf Hitlers Verführung hereingefallen. Wie konnte das geschehen? Natürlich gab es viele, die einfach nur schwiegen und wenige, die ihr Leben zur Rettung von Juden opferten. Natürlich gab es Angst und Einschüchterung  - aber die Ursache lag tiefer, nämlich in fast 2000 Jahren Kirchengeschichte: Die Christenheit Deutschlands war teilweise entwurzelt  - sie hatte sich von ihren Wurzeln abgetrennt und konnte daher fallen.
   Was aber sind die Wurzeln der Christenheit? Der Apostel Paulus vergleicht die Beziehung der Christenheit zum jüdischen Erbe wie die eines Zweiges zu den Wurzeln eines Ölbaumes (Römerbrief 11,16-24). In dem, was Gott in Israel gelegt hat (der Glaube Abrahams etc.) und in dem Israel, das Gott treu war und ist, haben wir als Christen unsere Wurzel.  Dadurch, daß die Kirche alles Jüdische aus ihrer Mitte ausrottete und das jüdische Volk verfolgte, hat sie sich selbst von der Wurzel des Ölbaums abgeschnitten - es gab in der Folge viele Misstände in der Kirche. Wenn die Verbindung zur Wurzel gestört ist, werden die Blätter braun und sterben ab.
   Das Christentum hat eine jüdische Wurzel. Jesus war Jude, die Apostel waren Juden, das Neue Testament ist fast ausnahmslos von Juden geschrieben, und die Kirche bestand am Anfang nur aus Juden. Die Wurzel ist natürlich nicht das Israel, das gegen seinen Gott rebelliert. Die Wurzel ist das, was Gott in Israel gelegt hat, was zeitweise verschüttet war, was Gott aber nach seiner Verheißung völlig wiederherstellen wird.
    Als hätte Paulus die Kirchengeschichte vorausgesehen, warnte er die Heidenchristen Roms, sich nicht stolz über das jüdische Volk zu erheben: "erhebe dich nicht über die anderen (d.h. jüdischen) Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich." (Römer 11,18). Genau das Gegenteil von dem, was Paulus sagte, hat die Kirche getan. Sie wurde überheblich gegenüber dem jüdischen Volk.  Die Kirchenväter haben die neutestamentlichen Aussagen so verdreht, daß sie behauptet haben, Israel sei auf ewig von Gott verworfen, die Kirche sei das neue Israel und sie - Gott vergebe - hätte die Aufgabe, Gott bei der Bestrafung Israels zu helfen. So etwas findet sich nun wirklich nirgends in der Bibel.
Dadurch, daß die Kirche sich von ihren jüdischen Wurzeln abgetrennt hat, konnte sehr viel Heidentum in die Kirche einströmen. Ein Beispiel ist das Zölibat, das aus der griechischen (leibfeindlichen) Philosophie kommt und nicht aus der Bibel (Ehelosigkeit ist nach der Bibel eine Gabe, die Gott ganz bestimmten Menschen gibt, und kein Gesetz für einen Berufsstand). Die griechische Philosophie als Heidentum zu bezeichnen, ist in unserer abendländischen Kultur natürlich gewagt. Aber sie ist nichts anderes als blankes Heidentum. Und so ist viel an Heidentum und Götzendienst in die Kirche eingedrungen und die Kirche erlebte Zeiten der geistlichen Erstarrung.
   Seit dem Holocaust hat ein Umdenken in den christlichen Kirchen stattgefunden. Heute jedoch gibt es neue Herausforderungen: Israel ist zurück in seinem Land, und in den Konflikten mit den Palästinensern geht die Weltmeinung zunehmend gegen Israel und versucht, Israel zu einem humanistischen Frieden zu manipulieren (Clinton bezeichnete bekanntlich Barak als sein neues Spielzeug). Eine UNO-Verurteilung Israels reiht sich an die andere. Wie wird sich die Kirche verhalten? Läßt sie sich wieder vom antisemitischen Weltgeist vereinnahmen, und verläßt ihre Wurzel? Oder bleiben wir verwurzelt? Das heißt nicht, daß wir alle zum Judentum übertreten sollen. Das heißt auch nicht, daß wir zu allem Ja und Amen sagen müssen, was Israel tut. Aber die Grundhaltung ist entscheidend. Erkennen wir, daß wir zusammengehören? Daß wir vom Gott Israels eine gemeinsame Berufung haben, nämlich ein Zeugnis für die Völker zu sein? Wir gehören zusammen. Antigöttliche Regimes haben immer Juden und hingebebene Christen gleichermaßen verfolgt. In der Verfolgung wie in der Berufung: wir gehören zusammen. Auch wenn uns noch einiges trennt - wir gehören zusammen. Gehen wir mit der Welt-Mehrheit gegen Israel, oder achten wir die gemeinsame Wurzel und die gemeinsame Berufung und Verheißung?
 
 
Gebet Papst Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 beim 2. Vatikanischen Konzil: "Wir erkennen nun, daß viele, viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen bedeckt haben, so daß wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wiedererkennen konnten. Wir erkennen, daß das Kainszeichen auf unserer Stirne steht. Jahrhundertelang hat Abel daniedergelegen in Blut und Tränen, weil wir Deine Liebe vergaßen. vergib uns die Verfluchung, die wir zu Unrecht aussprachen über den Namen der Juden. Vergib uns, daß wir Dich in ihrem Fleische zum zweiten Mal kreuzigten. Denn wir wußten, nicht, was wir taten..." (zitiert nach Werner Keller, "Und wurden zerstreut unter alle Völker")

Noch eine Bemerkung:
Natürlich haben wir auch Unterschiede, allem voran in der Frage, wer Jesus war und ist. In diesem Artikel sollten jedoch die Gemeinsamkeiten betont werden. Wir Christen und Israel haben gemeinsame Wurzeln. Nach dem Neuen Testament sind wir Christen berufen, Israel Gutes zu tun, die gemeinsamen Wurzeln anzuerkennen und nicht stolz über Israel zu richten. Denn Israel ist Gottes Augapfel (Sacharja 2,12) und Gott löst seine an Israel gegebenen Verheißungen ein.
 

Beispiele für die jüdischen Wurzeln des Christentums

Jesus trug Quasten (Schaufäden) an seinem Gewand, so wie es die religiösen Juden heute tun: Mt 9,20 "Eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten heran und rührte die Quaste seines Gewandes an." Die Bedeutung der Gebetsriemen steht in 4.Mose 15,37-40: sie sollten die Israeliten ständig an die Gebote Gottes erinnern und daran, sie zu halten und nicht nach den eigenen Gelüsten des Herzens zu gehen. Das wäre etwa so, wie wenn wir ständig mit einer Bibel am Gürtel herumlaufen würden. Jeder Gebetsriemen enthielt auch einen blauen Faden. Blau war zu biblischen Zeiten die teuerste Farbe in der Herstellung, weil sie nur aus einer bestimmten Muschel gewonnen wurde. Sie repräsentierte daher etwas Königliches, auch etwas Heiliges und erinnerte jeden, der Gebetsriemen trug, an seine Wichtigkeit in Gottes Augen (engl. significance in Gods sight).

vertiefender Artikel vom Israel-Grundkurs: Die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens



(verfaßt im Oktober 1999 von Andreas Hornung)

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