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    Die Welt: Israel-Berichterstattung hat sich gewandelt

15.05.2002, 11:54 Uhr
"Armer Arafat, boeser Sharon" - Medien berichten pro-palaestinensisch

BERLIN (inn) - Die internationale Berichterstattung hat sich zunehmend der palaestinensischen Perspektive zugewandt, der Ton gegenueber Israel ist seit dem 11 September eindeutig schaerfer geworden - das ergab eine am Mittwoch in der Tageszeitung "Die Welt" (Berlin) veroeffentlichte Studie. Der Branchendienst Medientenor untersuchte mehr als 2.100 Fernsehberichte in 17 internationalen Nachrichtensendungen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorgehen der israelischen Regierung immer oefter mit den Taktiken der Nazis verglichen wird, Bilder von israelischen Panzern und brennenden palaestinensischen Haeusern im Vordergrund stehen und Hintergrundinformationen zu kurz kommen. 33 Prozent der in den Berichten auftretenden Palaestinenser werden als "Schuldige" bezeichnet, 2001 waren es noch 50 Prozent. Von den Israelis sind mittlerweile 45 Prozent die "Schuldigen", im Vorjahr waren es 30 Prozent. Angesichts der Berichterstattung verwundere es auch nicht, dass in immer mehr Laendern die Meinung vom "boesen Sharon" und "armen Arafat" vertreten wird. In Frankreich, England und Italien unterstuetze eine starke Mehrheit der Bevoelkerung den "Standpunkt Palaestinas", heisst es in dem Bericht. Laut einer Umfrage der "International Herald Tribune" sind 67 Prozent der Deutschen fuer die Palaestinenser. Wadim Schreiner, verantwortlich fuer die Studie von Medientenor, bezeichnete diese Entwicklung in der Berichterstattung als "dramatisch". Der Konflikt zwischen Juden und Arabern werde durch ein Bild, ein Gefuehl, einen O-Ton nur unzureichend dargestellt, so Schreiner.
Vom David zum Goliath

Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die TV-Berichterstattung über Israel gewandelt hat (Die Welt)



Berlin - Der Ton der internationalen TV-Berichterstattung über Israel ist seit dem 11. September eindeutig schärfer geworden. Das hat eine Studie des Branchendienstes Medientenor herausgefunden, die mehr als 2 100 TV-Berichte in 17 internationalen Nachrichtensendungen untersuchte. So werde immer öfter das Vorgehen der israelischen Regierung unter Premier Scharon mit den Taktiken der Nazis verglichen. Bilder von Panzern und brennenden Häusern stehen auch in Deutschland zunehmend im Mittelpunkt der Berichterstattung über Israel, wobei Hintergrundinformationen zu kurz kommen. Während Israel im vergangenen Jahr bis zu den Anschlägen auf das World Trade Center (nur) in der Hälfte der Fälle in Zusammenhang mit Terror genannt wurde, steigerte sich diese Fokussierung in den letzten sechs Monaten auf 90 Prozent.

Auch in Großbritannien wird die Berichterstattung über Israel zu über 90 Prozent auf Terror reduziert. Einzig in den USA ist laut Studie ein rückläufiger Trend in der Terror-Berichterstattung von 88 auf 84 Prozent zu beobachten. Somit markiert nicht Ariel Scharons Gang auf den Tempelberg im September 2000 und der darauf folgende Beginn der zweiten Intifada den Umschwung der Stimmung, sondern der Anschlag auf das World Trade Center.

Die jüngsten Umfragen zum Nahost-Konflikt überraschen angesichts der gewaltzentrierten Medienberichterstattung nicht: In Frankreich, England und Italien unterstützt eine starke Mehrheit der Bevölkerung den Standpunkt Palästinas, in Deutschland sind es 67 Prozent, wie eine Umfrage der "International Herald Tribune" ergab. "Armer Arafat", "böser Scharon" - gegen diesen Eindruck kämpft Israel schon lange. Mit begrenztem Erfolg. Denn die Berichterstattung hat sich zunehmend der palästinensischen Perspektive zugewandt: Während im vergangenen Jahr Israel in den deutschen TV-Nachrichten als Akteur noch zu 81 Prozent im Mittelpunkt stand, und Palästina nur zu 19 Prozent, hat sich diese Relation jetzt umgekehrt: In mehr als der Hälfte der TV-Berichte (61 Prozent) kommen jetzt Palästinenser als Akteure zu Wort. Dies heißt jedoch nicht, dass Palästinenser damit auch häufiger mit den "Bösen" assoziiert werden - im Gegenteil. Wie die Studie herausfand, werden nur 33 Prozent (2001 waren es noch 50 Prozent) der in Medienberichten auftretenden Palästinenser als "Schuldige" kritisiert - bei den Israelis sind es 45 Prozent (2001: 30 Prozent).

Wadim Schreiner, der bei Medientenor für die Studie verantwortlich ist, charakterisiert den Stimmungswandel der vergangenen sechs Monate gegenüber Israel als "dramatisch". Historisch gesehen wurde Israel von seiner Gründung 1948 bis zum Sechs-Tage-Krieg 1967 durchwegs als Opfer gesehen. Israel war der schwache David, der mit dem mächtigen Goliath, also der arabischen Welt, kämpfte. Nach 1967 änderte sich diese Einschätzung. Die PLO warb international für ihre Sache und schreckte auch vor Gewaltaktionen außerhalb Israels nicht zurück. Der Kampf der PLO wurde in den Augen der Weltöffentlichkeit mehr und mehr zum Kampf der "Unterdrückten" gegen die "Unterdrücker" stilisiert, 1975 verurteilten die Vereinten Nationen "Zionismus" als "Rassismus". Der erste palästinensische Aufstand 1987 verstärkte nur den Eindruck von der "kriegerischen Nation" Israel. Zwischen 1990 und 1996, als Israel nach dem Golfkrieg auf Provokationen nicht mit Vergeltungsschlägen reagierte, präsentierte Israel sich kurzzeitig als moralisch starker Friedensstifter. Doch mit der Wahl Benjamin Netanyahus zum Premier schlug das Pendel der internationalen Stimmung wieder um. Wadimir Schreiner macht dafür nicht Antisemitismus verantwortlich, sondern das Fernsehen, das essentiell durch die Quote bestimmt sei: "Damit Fernsehen erfolgreich ist, muss es interessant sein, und um interessant zu sein, muss es visuell möglichst dramatisch sein." Der Konflikt zwischen Juden und Arabern werde durch ein Bild, ein Gefühl, einen O-Ton nur unzureichend dargestellt: "Das Fernsehen ist von Natur aus nicht geeignet, komplexe Sachverhalte darzustellen", sagt Schreiner. Der große Einfluss des Bildschirms auf das Verhalten und die Einstellung von Menschen sei daher um so gefährlicher. DW
http://www.welt.de/daten/2002/05/15/0515mm331981.htx