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3 b) Wer Israel segnet...

Ein Aspekt der Erwählung Abrahams und Israels ist der: Wer Dich segnet, wird gesegnet, wer dir flucht, wird verflucht. Die Bibel, aber auch die Menschheitsgeschichte durchzieht ein Prinzip: Der Mensch und das Volk, die das Volk Segne Israel, also dem jüdischen Volk Gutes tun, wird (von Gott) gesegnet. Wer den Gliedern dieses Volkes aber Böses tut, auf den fällt es zurück. Warum ist das so? Israel, so die Bibel, hat Gott sich auserwählt als ein Volk, das Ihm und den Menschen besonders dienen soll. Gott sieht Israel wie seinen eigenen Augapfel (Sacharja 2,12), es ist ihm also besonders wichtig.  Das heißt nicht, daß alles, was Juden /Israelis / der Staat Israel tun, gut ist - aber Gott gibt Sein Bündnis uns seine Verheißungen für Sein auserwähltes Volk Israel nicht auf.

1. Fluch und Segen in der Bibel
2. Fluch und Segen in der Geschichte


 

1. Fluch und Segen in der Bibel

Ein Segensbeispiel soll am Anfang stehen: Über den ägyptischen Hofkämmerer Potifar, der den Juden Josef zu seinem leitenden Diener machte, lesen wir im ersten Buch Mose: "da segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josefs willen" (1Mo 39,5; vgl. 1Mo 30,27). Weil Josef Potifar diente, segnete Gott diesen Mann. Später wurde sogar das ganze Land Ägypten durch Josef gesegnet, als dieser eine Hungersnot überwinden half (1Mo 41).

Das zweite Buch Mose schildert dann eine Zeit, in der Ägypten den Segen vergessen hatte, den Josef gebracht hatte. Es wird erzählt, wie der ägyptische Pharao das Volk Israel versklavte und später sogar auszurotten versuchte. Er befahl, alle männlichen Neugeborenen zu ersäufen (2Mo 1,15f.). Was traf ihn jedoch? Die Ausrottung aller erstgeborenen Ägypter durch den Engel Gottes (2Mo 12,29). Als die Ägypter dann später dem Volk Israel nachjagten, fanden sie den Tod durch Ertrinken. Exakt derselbe Fluch, mit dem sie Israels Kinder verflucht hatten, nämlich den Tod durch Ersäufen, traf sie jetzt.

Nicht lange nach diesem Vorfall kämpfte Amalek mit Israel. Hier bestand die Methode, Israel auszurotten, im Krieg. Einige hundert Jahre später erst traf derselbe Fluch Amalek: Saul überzog Amalek mit Krieg (1Sam 15,1-3.6). Den Kenitern, die unter Amalek wohnten, gebot Saul jedoch, sich eilends zu entfernen, um vom Krieg nicht getroffen zu werden. Die Keniter hatten nämlich damals nicht gegen Israel gekämpft, sondern es gesegnet (vgl. 4Mo 10,29-32; die Keniter waren ein midianitischer Stamm).

Eine sehr deutliche Auswirkung des Prinzips "Fluch und Segen" finden wir im Buche Esther. Haman wurde vom König zum höchsten Beamten erhoben. Alle beugten ihre Knie vor ihm, nur der Jude Mordechai weigerte sich, seine Knie vor einem Menschen zu beugen (Esther 3,1-6). Der erzürnte Haman tat zwei Dinge: er versuchte darauf hinzuwirken, daß das ganze jüdische Volk umgebracht würde und er ließ einen Pfahl aufstellen, an dem Mordechai gehängt werden sollte (5,13f.). Was geschah jedoch? Haman wurde genau an dem Pfahl erhängt, den er für Mordechai aufstellte (7,9). Die Juden wurden gerettet und brachten ihre Feinde um.

Im Propheten Joel lesen wir von einem Gericht Gottes, in dem alleine der Umgang mit dem Volk Israel ausschlaggebend ist: "...dann werde ich (d.h. Gott) alle Nationen versammeln und sie ins Tal Joschafat hinabführen. Und ich werde dort mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, das sie unter die Nationen zerstreut haben. Und mein Land haben sie geteilt" (Joel 4,2). Hier wirkt dasselbe Prinzip. Die Aussage über die Teilung des Landes Israel erinnert an eine historische Begebenheit aus dem Jahr 1947: Damals wurde das damalige Palästina durch die Vereinten Nationen ("alle Nationen"!) in einen jordanischen Teil (Westbank) und einen israelischen Teil geteilt. Könnte es sein, daß dies negative Konsequenzen nach sich ziehen wird?

Gott sagt in Jesaja 49,25 seinem Volk Israel zu: "Wer gegen dich Vorwürfe erhebt, gegen den werde ich Vorwürfe erheben" (wörtliche Übersetzung). Wer gegen Israel streitet, auch in Worten, begibt sich in Gefahr, daß Gott ihn eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird.

Ein Blick ins Neue Testament zeigt die gleiche und ungebrochene Verwirklichung dieses Prinzips. Wir lesen in den Evangelien nur von zwei Heiden, denen Jesus diente. Beide hatten eine klare Kenntnis der heilsgeschichtlichen Stellung Israels. Die syro-phönizische Frau, deren Tochter geheilt wurde, wußte, daß ihr nur die Krumen zustehen und den Juden das Brot (Mk 7,24ff.). Über den römischen Hauptmann, dessen Knecht von Jesus geheilt wurde, heißt es: "Er liebt unsere Nation, und er selbst hat uns die Synagoge erbaut" (Lk 7,5). Von dem ersten Heiden, dem das Evangelium verkündet wird, heißt es wiederum: "...der dem Volk viele Almosen gab... Kornelius, ein Hauptmann, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, und der ein gutes Zeugnis hat von der ganzen Nation der Juden" (Apg 10,2.22). War es ein Zufall, daß der erste Heide, dem Jesus diente, und der erste Heide, der den christlichen Glauben annahm, beide eine tiefe Liebe für das jüdische Volk hatten? Paulus warnt die Heidenchristen in Rom, sich über die Juden zu erheben. Er sagt, dies könne die Konsequenz haben, daß sie - im Bild vom Ölbaum dargestellt - als Zweige wieder ausgebrochen werden aus dem Stamm (Röm 11,18-22).

Wir finden die Verwirklichung dieses geistlichen Prinzips in der Geschichte genauso deutlich und exakt wie in der Bibel:
 
 

2. Fluch und Segen in der Geschichte

Spanien hatte früher ein sehr großes Weltreich und eine starke Wirtschaft vor allem wegen seiner Flotte, der Armada. 1492 erging das königliche Dekret zur Vertreibung der Juden aus Spanien. Mit den Juden verließen Gelehrte, Doktoren und Bankiers das Land. Die spanische Wirtschaft ging bergab, und schließlich verlor auch die Armada in der Seeschlacht gegen England, wohl hauptsächlich wegen eines Seesturms. Spanien, das die Juden vertrieben hatte, wurde nun aus all den Ländern vertrieben, die es einstmals besaß. Das gleiche sehen wir bei England, das die Juden anfangs dieses Jahrhunderts sehr freundlich behandelte, während des zweiten Weltkriegs aber aus Angst um die guten Beziehungen zu den Arabern plötzlich eine Kursschwenkung unternahm und die Einwanderung der Juden nach Israel drastisch reduzierte. In den nächsten Jahren verlor England viele Länder, unter ihnen Indien und den Suezkanal.

Auch Deutschland bietet ein deutliches Beispiel: Nach dem zweiten Weltkrieg versprach Konrad Adenauer den Juden Reparationszahlungen, und dies aus einer miserablen wirtschaftlichen Lage heraus. West-Deutschland erlebte daraufhin das sog. "Wirtschafts-Wunder". Die DDR hingegen weigerte sich bis 1986, irgendeine Schuld an den Juden zuzugeben.

Als 1967 die arabischen Nationen Israel angriffen, schwor Nasser, daß er die Juden übers Meer vertreiben würde, d. h. aus ihrem Land heraus übers Mittelmeer. Es waren dann jedoch die Ägypter, die über den Suezkanal fliehen mussten. König Hussein wiederum schwor, seine Grenzen zu erweitern, sie wurden jedoch in die entgegengesetzte Richtung "erweitert".

Auch der Umgang Rußlands und Amerikas mit Israel und ihr Ergehen zeigt die Gültigkeit dieses Prinzips. Amerika gilt als Unterstützer Israels, wohingegen Rußland regelmäßig die arabischen Nationen mit Waffenlieferungen unterstützte und die Juden lange nicht auswandern ließ.

Sacharja 12,2-3 und 14,1-4 beschreiben, wie am Ende der Zeiten alle Nationen gegen Jerusalem ziehen werden und der wiederkehrende Christus sie eigenhändig zerschlagen wird. Schon die heutige Politik erinnert uns immer wieder an das Wort vom "Taumelbecher": "Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum...alle, die ihn hochstemmen wollen, werden sich wund reißen" (Sach 12,2f.). Wer hätte noch vor einhundert Jahren gedacht, daß sich irgendjemand auf politischer Ebene für Jerusalem interessieren würde? Jerusalem war eine Kleinstadt am Rande des osmanischen Reiches, für die sich höchstens ein paar Pilger und Wissenschaftler interessierten. Heute jedoch könnte diese Verheißung sich jeden Tag erfüllen.

Gerade deshalb, weil die Bibel verheißt, daß die ganze Welt gegen Israel und die Juden gehen wird, ist es wichtig, daß wir Christen wissen, was die Bibel über Israel und seine Erwählung sagt, damit wir nicht "gleichförmig dieser Welt" sind, sondern "verwandelt werden durch die Erneuerung des Sinnes" (Röm 12,2).



Auszug aus: Hornung, Andreas: Israel und wir Christen. Eine biblische Einführung. Christliche Kommunikation und Verlagsgesellschaft Lübeck 1998. (DM 9.80)

© Andreas Hornung, www.segne-israel.de

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