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Die Kirche und das jüdische Volk in der Geschichte
Es gibt folgenden jüdischen Witz: Ein Rabbi sagt zu Gott: Hilfe,
mein Sohn ist Christ geworden, was soll ich bloß tun? Gott antwortet
: mach dir nichts draus, mein Sohn ist auch Christ geworden. Darauf der
Rabbi: Und was hast du getan? Gott: Ich habe ein neues Testament geschrieben.
Dieser jüdische Witz ist zwar ein Witz, aber er birgt viel Not:
Wenn ein Jude den Glauben an Jesus annimmt, so wird er häufig von
seiner Familie verstoßen ("Testament"). Es gibt sogar die Tradition,
dass die Familie einen Sarg in ihrem Haus aufstellt, weil dieser Sohn bzw.
Tochter für sie als tot gilt. Wird der Sohn kriminell, homosexuell
oder Buddhist ist das längst nicht so schlimm wie wenn er den Glauben
an Jesus annimmt. In Israel wird es heftig diskutiert ob Schüler und
Soldaten Kirchen und Klöster besuchen sollen oder nicht. Den Kindern
wird im Mathematik-Unterricht beigebracht, das Plus-Zeichen anders zu schreiben,
da es an das christliche Kreuz erinnert. Vor 10 Jahren hat die israelische
Regierung einen Erlass herausgegeben, der verbot, das Neue Testament im
Geschichtsunterricht zu behandeln. Jahreszahlen werden in Israel mit "vor
der Zeitrechnung" und "nach der Zeitrechnung" angegeben (z.B. 2000 n.d.Z.),
um den Namen "Christus" zu umgehen.
Was war passiert, dass das jüdische Volk die meisten Verfolgungen
durch die Christen erhielten, die den Juden doch ihre Herkunft verdankten?
Was nachfolgend geschildert wird, man manchen schockieren - es sind Dinge,
die wir Christen oft nicht wissen, weil sie meist "unter den Teppich gekehrt"
wurden, die aber den Juden sehr wohl bekannt sind.
Das Christentum hat seine Wurzeln im Judentum [Folie urchristl. Symbo].
Es hat sich jedoch in den ersten Jahrhunderten stark von dieser Wurzel
gelöst, so stark, dass es sogar antisemitisch wurde. Gründe und
Stationen waren:
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Nachdem mit der Tempelzerstörung und der Vertreibung der Juden in
alle Welt das geistige Zentrum des Judentums ausgelöscht war, wurden
die Pharisäer zum einzig legitimen Wächter des Judentums. Der
jüdische Glaube musste nun sehr stark gegen alle anderen Glaubensweisen
verteidigt werden. Hinzu kam die Enttäuschung, dass die Judenchristen
sich den nationalistischen Aufständen von 70 n.Chr. und dem Bar-Kochba-Aufstand
von 135 n.Chr. nicht anschlossen. Im Jahre 90.n.Chr wurde in die tägliche
Synagogen-Liturgie (Achtzehnbittengebet) eine Formel gegen die sog. "Minim"
eingefügt, unter denen auch die Judenchristen waren. Damit wurden
die Judenchristen aus der Synagoge ausgeschlossen.
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Immer mehr Heiden kamen zum Glauben an Jesus und wurden bald zur Mehrheit
in der jungen Kirche. Als 135 n.Chr. der Kaiser Hadrian den Juden und Judenchristen
den Zutritt nach Jerusalem verbot, wechselte die Leiterschaft der Jerusalemer
Gemeinde von den bisherigen Judenchristen zu den Heidenchristen.
Die Judenchristen verloren immer mehr die Leitungsfunktion, und heidenchristliche
Zentren wie Alexandrien, Antiochien und Rom übernahmen die Leitung
der Kirche. Symbolisch kann man das als Machtkampf zwischen Jerusalem und
Rom ausdrücken. Rom nahm für sich die direkte Nachfolge von den
Aposteln und die Leitungsfunktion in Anspruch.
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Durch den starken Zuwachs aus der griechischen und römischen Welt
wurde die Bibel immer mehr durch ein griechisches Bewusstsein gesehen und
immer weniger durch ein hebräisches. Dies verursachte einige Irrlehren,
die z.T. heute noch in der Kirche wirksam sind (Ein Beispiel: Das Zölibat
in der Kirche kommt vom leibfeindlichen Griechentum, biblisch dagegen ist
es eine Gabe Gottes an einige wenige Berufene und nicht an einen Berufsstand).
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Das Judentum hatte eine Anziehung, Christen gingen in Synagogen
um Rat zu holen (z.B. bei Krankheiten) und nahmen z.T. jüdische Gebräuche
an. Das Judentum war in den ersten Jahrhunderten n.Chr. auch viel missionarischer
ausgerichtet als danach, als es sich mehr auf den Talmud zurückzog.
Von daher wurde es von der Kirche oft als ernste Konkurrenz gesehen.
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Der Druck verstärkte sich, als das römische Reich stärker
gegen das Judentum vorging: Der römische Kaiser Hadrian, der den Bar-Kochba-Aufstand
niederschlug und die Juden aus Jerusalem vertrieb, verbot die Ausübung
der jüdischen Religion wie Beschneidung, Tora-Lesung und Sabbat-Heiligung
im gesamten Römischen Reich. Die nichtjüdischen Christen hätten
Unannehmlichkeiten seitens des Staates auf sich genommen, hätten sie
weiter zum Judentum und zu ihren jüdischen Glaubensgeschwistern gehalten.
Dies war im Nationalsozialismus genauso, und es kann uns heute jederzeit
wieder passieren.
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Die Einhaltung der jüdischen Tora durch die Judenchristen wurde von
den Heidenchristen beargwöhnt und die Judenchristen wurden immer mehr
aus der Kirche ausgeschlossen.
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Ecclesia (Kirche, mit Krone)
und Synagoga (mit Binde vor den Augen) am Straßburger Münster.
Die beiden haben nichts miteinander zu tun! |
Im 2. Jahrhundert kam die sog. Enterbungstheologie (replacement
theology) auf: Tertullian (160-230) schrieb in "Gegen die Juden",
dass Gott die Juden verworfen hat zugunsten der Christen. Im frühen
4. Jh. schrieb Eusebius, dass die Segens-Verheißungen
der Hebräischen Schriften für die Christen wären, und nicht
für die Juden. Den Juden würden alleine die Flüche bleiben.
Die Kirche sei die Fortsetzung des Alten Testamentes und des Judentums.
Damit wurde das jüdische Volk geistlich "enterbt", es wurde aufgrund
der Kreuzigung Jesu ("Gottesmord") als auf ewig von Gott verworfen dargestellt,
und die Kirche als Erbin der Verheißungen an Israel angesehen, die
nun an die Stelle Israels gekommen ist. Eusebius war von Origines beeinflusst,
der der Methode der allegorischen Auslegung des Alten Testamentes den Durchbruch
verschaffte (z.B. "Israel" als "die Kirche"). Die Kirche erklärte
sich nun als das "neue Israel". Die Kirchenväter haben die innerjüdische
Kritik, die sich schon bei den Propheten als Ermahnung und Ruf zu Gott
findet, an sich gerissen und von außen gegen Israel gerichtet. Dies
haben sie noch verdreht zu einem endgültigen Verworfensein Israels
(welches sich nicht mit dem biblischen Zeugnis deckt). Sie
haben Israel das Gericht gelassen und zu einem endgültigen pervertiert,
die Verheißungen jedoch der Kirche einverleibt. Die Segensverheißungen
an Israel wurden analog gedeutet und auf die Kirche übertragen. Die
Fluchverheißungen an Israel wurden wörtlich gedeutet und Israel
gelassen. Welche Schizophrenie! [Folie Straßburg]
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Sehr wichtig für den späteren kirchlichen Antisemitismus war
die Anschauung der Kirchenväter, dass das jüdische Volk durch
die Kreuzigung Jesu unter Gottes Strafe stehe - wofür die Zerstörung
des Tempels und die Zerstreuung der Juden im Jahre 70 ein deutliches Zeichen
seien. Heute, wo es den Staat Israel wieder gibt, werden neue Argumente
gefunden: das jüdische Volk hindert den Frieden im Nahen Osten, es
unterdrückt die Palästinenser, etc. etc. - immer bleibt es der
Sündenbock! [Folie Sündenbock]
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Als 321 n.Chr. durch Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion
des römischen Reiches wurde, fingen deren Herrscher an, die antisemitischen
Ausführungen der Kirchenväter in die Praxis umzusetzen. Die Rechte
der Juden wurden nach und nach beschnitten. Höhere Positionen wurden
ihnen verwehrt. Schon zuvor, im Konzil zu Elvira (Spanien, 305) war beschlossen
worden, dass Christen nicht mit Juden essen dürfen und den jüdischen
Sabbat nicht halten dürfen (auf das Sabbat-Halten für Christen
wurde beim Konzil von Laodicäa 364 dann die Todesstrafe gesetzt).
Nach 321 änderte sich der Charakter der Schriften der Kirchenväter:
sie waren nicht mehr defensiv und apologetisch, sondern aggressiv.
-
Beim Konzil von Nicäa 325 durften
erstmals judenchristliche Bischöfe nicht teilnehmen. Das Osterfest
wurde vom jüdischen Passah-Termin auf den auf den Sonntag, der nach
dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnwende folgt, gelegt. Gründer
der Staatskirche Konstantin schrieb an alle Kirchen: "Denn es wäre
außer jedem Maßstab ungebührlich, wenn wir in dem heiligsten
aller Feste den Gewohnheiten der Juden nachfolgten. Lasst uns nichts gemeinsam
haben mit dem abscheulichen Volk." (weitere
Zitate aus dem Brief)
-
Bischof Ambrosius von Milan schrieb im elften Brief an Theodosius: "Ich
erkläre, dass ich Feuer an die Synagoge gelegt habe - zumindest ist
es so, dass die, die das getan haben, es auf meinen Befehl hin taten. Dies
geschah, damit es keinen Ort mehr gäbe, wo Christus abgelehnt wird...
Besser gesagt, die Synagoge wurde zerstört durch das Gericht Gottes."
(zit. in J. Parkes, The Conflict of the Church and the Synagoge, S. 166-167;
Dixon S. 80)
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Kaiser Theodosius II. verurteilte den Judaismus und stellte in seinem "Kodex"
juristisch die Juden außerhalb der menschlichen Gemeinschaft.
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Augustinus (354-430), einer der wichtigsten Kirchenväter, nahm eine
zwiespältige Haltung ein. Obwohl er Paulus zustimmte, dass man die
Juden lieben solle, fragte er sich doch, warum diese immer noch als Volk
existierten, und kam zu folgendem Ergebnis: Gott lässt die Juden als
Zeugnis für den Fluch existieren, der auf all jene kommt, die den
Herrn Jesus ablehnen. "Lasst sie unter uns leben, aber lasst sie leiden
und beständig erniedrigt sein" schreibt er in seinem "Traktat wider
die Juden".
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Chrysostomos (344-407), ein großer Heiliger der Kirche, predigte
über die Juden, sie seien das "gemeinsames Verderben und die Krankheit
der ganzen Erde", sie seien "Menschen die vom Teufel besessen sind... Ja,
sie sind wilder als die wilden Tiere, da sie ihre Nachkommen töten
und dem Teufel weihen." Über die Synagoge predigte er: "Sie ist wie
die Seele der Juden selbst ein Domizil des Teufels, ...Ja, Juden beten
den Teufel an... ihre Religion ist eine Krankheit... Für euch gibt
es keine Besserung mehr, Gott hasst euch!".
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Im siebten Jahrhundert wurden in verschiedenen Staaten (Byzanz, Frankreich,
Spanien) die Zwangstaufe aller Juden angeordnet - dabei wurden auch
jüdische Kinder getauft und ihren Eltern weggenommen, denn es war
von Gesetz her Juden verboten, christliche Kinder zu erziehen.
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Im Jahr 1095 rief Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug auf. Die "christlichen"
Kreuzfahrer mordeten auf dem Weg unter den jüdischen Gemeinschaften
in Frankreich und im Rheinland: Die Juden mussten zwischen der sofortigen
Taufe oder dem Tod wählen. Mehr als 12000 wurden ermordet, zahllose
andere verübten Selbstmord. 1099 wurde Jerusalem erobert, Zehntausende
von Juden und Moslems wurden umgebracht. Alle überlebenden Juden wurden
in Synagogen gesteckt. Die christlichen Kämpfer, die große Kreuze
auf ihre Kleidung genäht hatten, zündeten diese Synagogen dann
an. Sie ließen die Juden lebendig verbrennen, während sie die
Gebäude herumliefen und sangen: "Christus, wir beten dich an". Anschließend
hielten die Kreuzfahrer unter Freudentränen einen Dankgottesdienst
für ihren Sieg. Diese Begebenheiten machen verständlich, dass
das Symbol des Kreuzes im Judentum negativ belastet ist.
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Ein Beschluss des Vierten Laterankonzils der römischen Kirche
von 1215 stempelte die Juden zu einem Außenseitervolk, indem es sie
zwang, sich durch eine besondere Art Kleidung von der übrigen Bevölkerung
zu unterscheiden . In Deutschland und Frankreich mussten die Juden ein
gelbes "O" tragen - Vorläufer des gelben Judensterns im Nationalsozialismus.
[Folie G-3]
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Im Mittelalter wurden wurden verschiedene Verleumdungen gegen die
Juden erfunden und in Umlauf gebracht. Ihnen wurde Brunnenvergiftung, Hostienschändung,
Ritualmord und die Schuld für die Pest 1348 zugeschoben. Dies gab
Anlass für die Ausrottung zahlreicher jüdischer Gemeinden. Nirgends
wurden die Juden jedoch so grausam vertilgt wie im Heiligen Römischen
Reich Deutscher Nation.
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Deutscher
und französischer Jude. Aufgrund des kirchlichen Beschlusses mussten
Juden ein Erkennungszeichen tragen. |
Wegen dem immer wieder auftretenden
falschen Vorwurf des Ritualmordes wurden Juden - hier die der Stadt Köln
- bei lebendigem Leibe verbrannt. Holzschnitt aus dem 15. Jh. (Foto Bildarchiv
Preußischer Kulturbesitz) |
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Die Juden wurden 1290 aus England vertrieben, 1394 aus Frankreich, 1492
aus Spanien. In den deutschen Ländern folgte auf die Massaker des
13. und 14. Jahrhunderts im 15. Jahrhundert eine endlose Serie von Vertreibungen.
Um 1500 besaßen die meisten katholischen Königreiche keine Juden
mehr. Die päpstlichen Besitzungen bildeten hierin eine Ausnahmen,
daher besitzt Rom die einzige größere europäische Judengemeinde,
die ihre Geschichte ohne Unterbrechung von der Antike bis zur Moderne verfolgen
kann! Trotz ähnlicher theologischer Vorwürfe gab es im Bereich
der orthodoxen Kirche nur wenige Beispiele antijüdischer Gewalttaten.
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Die Päpste betrieben im allgemeinen eine Politik, die die Juden isolierte
und abhängig hielt durch das Judenzeichen, Ghetto und Bekehrungspredigten.
Zwangstaufen und abergläubische Verleumdungen des Ritualmordes und
der Hostienschändung bekämpften sie aber. Diese Dinge gingen
eher von der lokalen Geistlichkeit aus. Die Kirchenleitung konnte aber
nicht mehr stoppen, was sie durch ihre antijüdische Theologie selbst
mitverursacht hatte!
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Bekehrungspredigt,
zu deren Besuch die Juden in Rom gezwungen wurden. |
Franziskanerpater Johannes
von Capistrona (1386-1456) bewirkte durch seine Reden Judenverbrennung
in Breslau und Verbannung der Juden aus Bayern. |
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Spanien war das letzte christliche Land, in dem noch Juden in beträchtlicher
Zahl (ca. 200 000) und zudem in gewissem Wohlstand lebten.
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Martern von aufs Rad geflochtenen
Juden zur Erpressung eines "Geständnisses". Man sieht den typischen
"Judenhut" |
Diese Ruhe hörte aber sofort nach Beendigung der arabischen Herrschaft
(1391) auf. Noch im gleich Jahr wiegelte Ferdinand Martinez, Stellvertreter
des Bischofs von Sevilla, das Volk zur Judenhetze auf. 50 000 Juden mussten
ihr Leben lassen, Hunderttausende wurden getauft. 1492 wurde von staatlicher
Seite die Vertreibung verfügt. Bis zum 31. Juli hatten alle Juden
entweder die Taufe zu empfangen oder das Exil zu wählen. Die meisten
(ca. 100 000) gingen nach Portugal. Doch ihr Glück währte kurz,
fünf Jahre später wurden unter spanischem Druck alle portugiesischen
Juden zwangsgetauft, wobei sich Szenen grausamer Gewalt abspielten. Getaufte
Juden, "marranos" (Schweine) genannt, mussten ihren christlichen Glauben
durch das Essen von Schweinefleisch bezeugen. Falls sie wieder jüdische
Gebräuche annahmen, wurden sie der Inquisition (Befragung unter Folter)
unterzogen, wo sie ihre Vergehen bekennen und andere schuldige Personen
benennen mussten. (noch heute werden in Spanien Juden, die an Jesus
glauben, so, also "marranos", "Schweine" genannt!) [Folie G-3 u. G-4]
-
Zitat einiger typischen Bekenntnisse, die ein jüdischer Täufling
sagen musste:
"Hiermit widersage ich jedem Ritus und Beobachtung der jüdischen
Religion, indem ich all ihre Zeremonien verachte, die ich früher gehalten
habe. Ich werde in der Zukunft keines dieser Riten oder Feiern einhalten,
noch irgendeine Gewohnheit meiner früheren Verirrungen... Ich verspreche
nie wieder zurückzukehren zum Erbrochenen des jüdischen Aberglaubens.
Ich werde allen Umgang mit anderen Juden meiden und meinen Freundeskreis
nur unter Christen haben.
Wir werden nichts zu tun haben mit den unter einem Fluch stehenden
Juden, die ungetauft bleiben... Wir werden keine Beschneidung am Fleisch
praktizieren, noch das Passah-Fest oder den Sabbat oder irgendein anderes
Fest feiern, das mit der jüdischen Religion zu tun hat... Was Schweinefleisch
angeht versprechen die Regel einzuhalten, dass wir , wenn wir durch lange
Gewohnheit kaum fähig sind, es zu essen, nicht weil wir wählerisch
sind oder durch einen Irrtum die Dinge zu essen verweigern, die mit demselben
gekocht sind... Und wenn man uns dabei antrifft, irgendeiner dieser Regeln,
die wir jetzt erwähnt haben, zu brechen... dann soll der, der bei
dieser Übertretung gefunden wird, entweder zugrunde gehen durch die
Hand eines unserer Kameraden, indem er verbrannt oder gesteinigt wird,
oder [falls unser Leben geschont bleiben soll], wir sollen unsere Freiheit
verlieren und du wirst uns mitsamt unserem Besitztum wem auch immer übergeben
in die ewige Sklaverei.
Ich widersage dem gesamten Gottesdienst (engl. worship) der Hebräer,
der Beschneidung, ungesäuertem Brot, allen hebräischen Festen,
ihre Opfer, Gebete... Speisen. Und ich widersage absolut jedem Brauch und
Einrichtung des jüdischen Gesetzes... in anderen Worten, ich widersage
absolut allem Jüdischen.
Ich verfluche den Oberrabiner und alle neuen bösen Doktoren der
Juden... und ich glaube und bekenne die gesegnete heilige Jungfrau Maria,
die Ihn geboren hat nach dem Fleisch, und die eine Jungfrau geblieben ist,
dass sie wirklich und tatsächlich die Mutter Gottes ist, und ich ehre
und verehre sie wahrhaftig als die Mutter des ins Fleisch gekommenen Gottes,
und als die Dame und Herrin aller Schöpfung.
Wenn ich vom geraden Weg abweiche in irgendeiner Weise den heiligen
Glauben beschmutze, und versuche, irgendwelche Riten der jüdischen
Sekte zu halten oder sonst irgendwie das, was ich jetzt geschworen habe,
breche... so sollen alle Flüche des Gesetzes auf mich fallen... Mögen
auf mich und auf mein Haus und alle meine Kinder all die Plagen fallen,
die Ägypten heimgesucht haben, und zur Erschreckung anderer möge
mich zusätzlich das Schicksal von Dathan und Abiram treffen, so dass
die Erde mich lebendig verschluckt, und nachdem ich dieses Leben verlassen
habe, werde ich dem ewigen Feuer übergeben werden, in der Gemeinschaft
mit dem Teufel und seinen Engeln; und wenn ich ankommen werde vor dem Gericht
des furchtbaren und herrlichen Richters, unseres Herrn Jesus Christus,
möge ich zu der Gemeinschaft derer gezählt werden, denen der
herrliche und schreckliche Richter sagen wird: "Geht weg von mir, ihr Übeltäter,
in das ewige Feuer das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist." 6
-
Martin Luther redete erst freundlich von den Juden. Als er jedoch
merkte, dass sie seine Lehre nicht annahmen, schlug er scharf antisemitische
Töne an, und wiederholte dabei die ganzen Verleumdungen des Mittelalters:
 |
"Von den Juden und
ihren Lügen" |
Juden seien mörderische Giftmischer, Ritualmörder, Wucherer,
schlimmer als der Teufel. Sie seien schwieriger zu bekehren als der Teufel
selbst und seien für die Hölle bestimmt. "Zweifelt nicht, in
Christus Geliebte, dass ihr nach dem Teufel keinen bittereren, gewalttätigeren
Feind habt als den rechten Juden." 1542 schrieb er: "Juden sind
rituelle Mörder, Wucherer. Sie sind schlimmer als der Teufel. Sie
sind zur Hölle verdammt." In "Von den Juden und ihren Lügen"
(1943) schrieb er: "Was sollen wir Christen denn nun mit diesem verworfenen,
verdammten Volk der Juden tun? Ich will euch meinen treuen Rat geben: 1.
Verbrennt
ihre Synagogen und Schulen, und was nicht brennen will, begrabt
mit Erde, so dass kein Stein mit Trümmern übrigbleibt... Zum
anderen, dass man auch ihre Häuser und desgleichen zerbreche und zerstöre...
und ihre Bücher sollen verboten werden, sie sollen von den Fürsten
aus ihren Gebieten verjagt werden. Denn Gottes Zorn ist groß
über sie... darum immer weg mit ihnen!" In seiner letzten Sonntagspredigt
(14. Februar 1546), drei Tage vor seinem Tod, erteilte Luther im Anschluss
an die Predigt eine "Vermahnung wider die Juden". Darin bezeichnete er
die Juden als "der Christen öffentliche Feinde", die von den
Regierenden aus ganz Deutschland vertrieben werden sollten.
-
Als 1936 deutsche
Kirchenmänner persönlich bei Hitler gegen die Misshandlung
der Juden protestierten, wurden sie kurz abgefertigt:
"Was
beschwert ihr euch? Ich befolge nur, was ihr jahrhundertelang gelehrt habt!"
Julius Streicher, Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer",
sagte beim Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg:
"Dr. Martin Luther säße heute an meiner Stelle auf der Anklagebank,
wenn dies Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde.
In dem Buch 'Die Juden und ihre Lügen' schreibt Dr. Martin Luther,
die Juden seien ein Schlangengezüchte, man solle ihre Synagogen niederbrennen,
man solle sie vernichten ... Genau das haben wir getan!"
3
Die Reichspogromnacht (sog. "Reichskristallnacht"; Verbrennung der Synagogen)
fand in der Nacht zu Luthers 455. Geburtstag statt.
-
Calvin und Zwingli unterschieden sich in ihrer Theologie bezüglich
der Juden nicht von Luther, stellten jedoch keine so harten Forderungen
wie er. Für Calvin war das Judentum eine abgeschlossene Sache. Die
Kirche war für ihn das "neue Israel", das an die Stelle des "natürlichen
Israel" getreten war. Aufgrund dessen, dass die Juden Jesus als Messias
abwiesen, hatten sie ihren Platz in Gottes Heilsplan verloren. So denken
heute noch viele evangelische und evangelikale Christen.
-
Polen 1648-56: Polen war einst Zufluchtsort für deutsche Juden.
Dies endete, als sich die unterdrückten orthodoxen Ukrainer an Ostern
(!) 1648 gegen die polnischen katholischen Grundherren und gegen die polnischen
Juden erhoben. Unter dem Kosaken Bogdan Chmielnicki verbündeten sich
die orthodoxen Christen der Ukraine mit den Tataren gegen die polnischen
Grundherren, von denen sie sich unterdrückt fühlten, und gegen
die polnischen Juden, die häufig von den Grundherren als Pächter
eingestellt waren. Nur wer zum orthodoxen Glauben übertrat, wurde
verschont. Ein Augenzeuge berichtete: "Sie erdolchten Säuglinge in
den Armen der Mütter und rissen viele wie einen Fisch in Stücke
...Mitunter warf man Haufen jüdischer Kinder ins Wasser, um die Furten
zu ebnen... " In der Stadt Nemirow verbarrikadierten sich mehrere tausend
Juden. Als Polen verkleidet gelangten die Kosaken hinein und töteten
alle Männer, vergewaltigten Frauen und warfen Kinder in den Brunnen.
Nur einige wenige, die in die Taufe einwilligten, überlebten. In der
Stadt Tulczyn treiben die Kosaken anderthalb Tausend Juden zusammen, stellten
ihre Kriegsfahne auf, und ihr Sprecher verkündigte: "Wer in die Taufe
willigt, trete unter dieses Banner, und wir lassen ihn am Leben!" Es fand
sich kein einziger, alle wurden getötet. In der Stadt Gomel wurden
die Juden umzingelt und ihnen gesagt: "Warum haltet ihr noch immer an eurem
Gotte fest?... Sagt euch von eurem Gotte los, und ihr sollt gleich Herren
geachtet sein. Wenn ihr aber beim Glauben eurer Väter beharret, so
werdet ihr durch unsere Hand fallen." Von 1648-1656 wurden ca. 300-500
000 Juden niedergemetzelt, 700 Gemeinden ausgelöscht, und nur ein
Zehntel der Juden überlebte in Wolhynien und Podolien. Die Juden,
die während der Kreuzzüge von Deutschland nach Polen geflohen
waren, flohen nun wieder nach Deutschland. Ein Zeitgenosse schrieb: "Von
solchem Unheil ist Israel seit dem Untergange seines Reiches noch nie betroffen
worden."
4
-
Unter Zar Alexander III. brach an Ostern (!) 1881 das erste größere
Pogrom
in Russland aus. Juden im Baltikum fürchteten vor allem die christlichen
Feiertage. An Ostern und Weihnachten versteckten sie sich, weil dann der
christliche Mob, meist betrunken, durch die jüdischen Viertel zog
und alles zerstörte, was ihm unter die Finger kam. Die Pogrome wurden
unter Zar Nikolaus II. fortgesetzt, der die Juden als Christusmörder
ansah.
-
"In der Rassengesetzgebung ersehen wir eine gottgewollte und biblisch
begründbare Bestrebung zur Reinigung und Reinerhaltung des Volkes
vor fremdrassiger Vermischung. Die Herausführung von Juden aus der
Gemeinschaft unseres Volkes wie auch der anderen Völker ist für
uns ein Vorgang nach göttlicher Vorsehung und göttlichem Willen"
(aus dem Artikel 7 der Satzung des evangelischen Gemeinschaftsverbandes
Mühlheim an der Ruhr vom 13.10.1938). 1
"Die
Juden berauben das Volk nicht nur der materiellen, sondern auch der geistigen
und sittlichen Güter... Die Judenverfolgung fördert die Erfüllung
der Propheten, und alles wird geschehen,
wie es das Wort Gottes verkündigt hat."
Handreichung zur Gebetswoche der evangelischen Allianz im Jahre
1933. 2 Ab 1934 wurde gefordert, die traditionelle
Fürbitte für Israel aus dem Programm der Allianz-Gebetswoche
herauszunehmen, aber erst nach der "Reichspogromnacht" ("Reichskristallnacht")
1938 fiel sie schließlich weg.
Die "Brüderbewegung" in Deutschland
pries in ihrer Zeitschrift "Die Tenne" die "Säuberung Deutschlands
von den staatsfeindlichen, insbesondere von den eingewanderten jüdischen
Elementen". Sie schloss selbst Brüder jüdischer Abstammung vom
Verkündigungsdienst aus und sparte das Alte Testament weitgehendst
aus der Verkündigung aus. (ebd.)
Es muss unbedingt betont werden, dass in ähnlicher
Weise alle Kirchen und Freikirchen während der Zeit des Nationalsozialismus
in die Irre gingen mit Ausnahme einzelner oder kleinerer Gruppen, die ihre
Stimme gegen das Unrecht erhoben. Die große Menge schwieg. Selbst
die durch Martin Niemöller ins Leben gerufene "Bekennende Kirche"
tat nichts für die Juden. In der "Barmer Theologischen Erklärung"
fiel kein (ausdrückliches) Wort zur Judenfrage. Grund des Versagens
waren 1800 Jahre antisemitische kirchliche Theologie und Praxis.
Einige haben inzwischen (eine teilweise) Busse getan.
So hat z.B. der Hauptbrüdertag des Christlichen Gemeinschaftsverbandes
Mülheim a.d.Ruhr im Jahre 1991 eine Erklärung verschabschiedet,
in der die Schuld des deutschen Volkes am jüdischen Volk während
des 3. Reiches beklagt wird und auch die Blindheit geistlicher Führer
innerhalb der eigenen Bewegung gegenüber den verübten Greueln.
Wie anders ist die Haltung Gottes, wie die Bibel sie zum Ausdruck
bringt: "Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen
will ich nicht ruhen, bis seine Gerechtigkeit aufgeht wie ein Glanz und
sein Heil wie eine Fackel brennt" (Jesaja 62,1). "Zion aber sprach: Der
Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen. Kann auch ein Weib
ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über
den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich
doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet,
deine Mauern sind beständig vor mir." (Jesaja 49,14-15).
Auch Jesus, obwohl er harte Worte gegen einzelne unter den Juden findet,
sagt im entscheidenden Moment: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen
nicht, was sie tun!" (Lukas 23,43; vgl. auch Paulus' Haltung in Römer
9,1-3).
Im Vatikanischen Dokument "Wir erinnern uns" von 1998, in dem die katholische
Kirche um Vergebung für die Sünden ihrer Gläubigen während
des Holocaust bittet, heißt es u.a.: "Die Geschichte der Beziehungen
zwischen Juden und Christen ist qualvoll. Es hat im christlichen Europa
immer wieder Pogrome gegen Juden gegeben, zu denen irrige Interpretationen
des Neuen Testaments beigetragen haben. Daher wurden in Krisenzeiten die
Juden ständig als Sündenböcke missbraucht."
Christliche Zionisten und andere judenfreundliche
Christen
Als Christen wieder anfingen, die Bibel ernster zu nehmen, änderte
sich ihre Haltung zum jüdischen Volk grundlegend. Luther, der
die Bibel "dem Volk gab", hatte anfangs eine sehr judenfreundliche Haltung
(schlug später aber stark antisemitische Töne an). Auch die Puritaner
und Pietisten sprachen davon, dass Israel eine Verheißung von Gott
hat und wieder in ihr Land zurückkehren wird. J.J.Callenberg (1694-1760),
Schüler von August Herman Francke, gründete in Halle 1728 das
erste "Institutum Judaicum", wo hebräische Sprache und Literatur studiert
wurde.
Meist kam, wo eine Erweckung die Kirche ergriff, auch
eine erhöhte Liebe zum Volk Israel. Zinzendorf zum Beispiel (1700-1760,
Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde) richtete einen jährlichen
Tag der Fürbitte für die Juden ein. Ende 16. Jahrhundert erschienen
viele von englischen Puritanern verfasste Bücher über die hoffnungsvolle
Zukunft für das jüdische Volk aufgrund der biblischen Verheißungen.
In dieser Atmosphäre war es dem englischen Puritaner Lord Protector
Oliver Cromwell möglich, die Juden nach jahrhundertelanger Verbannung
aus England 1655 wieder aufzunehmen. War das ein Grund, warum England in
der Folge viele segensreiche Erweckungen erlebte?
Die christlichen Zionisten waren sehr klein an
Zahl, aber sie waren sehr aktiv und sprachen immer wieder Regierungshäupter
an, doch einen jüdischen Staat im damaligen "Palästina" zu fördern.
Beispiele:
-
Der Engländer John N. Darby (1800-1882) schrieb viel darüber,
dass für Israel einst die Zeit wieder anbrechen wird. Durch ihn sind
die amerikanischen Evangelikalen sehr beeinflusst worden in ihrer Sympathie
gegenüber dem Staat Israel.
-
Der christliche Zionist William Blackstone (1841-1933) sandte Petitionen
an die amerikanische Regierung, die von Hunderten geistlich, politisch
und ökonomische bedeutenden Persönlichkeiten unterzeichnet waren.
Darin bat er die amerikanische Regierung um Unterstützung der Juden
bei ihrer Rückkehr sowie um Hilfe für die Juden, die durch die
Pogrome unter den russischen Zaren vertrieben waren. Seine Aktionen erhielten
viel Aufmerksamkeit auch in der jüdischen Presse.
-
Der Schweizer Christ und Zionist Henri Dunant (Gründer des
Roten Kreuzes) bat 1864 Napoleon III und andere Staatsoberhäupter,
die Rückkehr der Juden ins heilige Land zu unterstützen. 1875
gründete er in London die "Palestine Colonization Society" mit dem
Ziel, jüdische Rückkehr nach Israel erleichtern zu helfen. Beim
zionistischen Weltkongress 1897 in Basel war Dunant eingeladen. Herzl erwähnte
ihn namentlich und bezeichnete ihn als einen "christlichen Zionisten".5
-
Der britische christliche Zionist und in Wien tätige Botschaftspastor
William
Hechler schrieb 1884 "Die Rückkehr der Juden nach Palästina
nach den Propheten." Später freundete er sich mit Theodor Herzl an
und führte ihn bei europäischen Herrschern ein. Eine Folge davon
war, dass der deutsche Kaiser Wilhelm II als erster europäischer Machthaber
1898 eine öffentliche Erklärung zur Unterstützung des Zionismus
abgab. Hechler war neben Henri Dunant und dem deutsch-lutherischen Pastor
Dr. Johann Leptius als Ehrengast beim ersten zionistischen Kongress 1897
in Basel dabei.
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In England haben die christlichen Zionisten den geistigen Nährboden
gelegt, auf dem die Politik der Balfour-Erklärung von 1917
entstehen konnte, die zur "Geburtsurkunde" des Staates Israel wurde.
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Charles Orde Wingate (1903-1944) war
bibelgläubiger Offizier im britischen Geheimdienst im damaligen "Palästina".
Er brachte der vorstaatlichen jüdischen Armee eine neue Kampftechnik
bei. Aus seinen "Special Night Squads" entstand später der Kern der
israelischen Verteidigungsarmee. Mosche Dayan schrieb über ihn: "in
gewissem Sinne ist jeder Leiter innerhalb der heutigen israelischen Armee
ein Schüler Wingates." Später wurde er von den Briten abgezogen,
weil er ihnen zu zionistisch eingestellt war. (mehr...)
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1943 schrieb der Bischof von Kopenhagen, Hans Fuglsang-Damgaard, einen
Hirtenbrief an alle Priester in Dänemark, in dem er gegen die Verfolgung
der Juden in Dänemark protestierte. Die Priester mussten den Brief
ihren Gemeinden vorlesen.
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Am 15. Juli 1999 endete ein Versöhnungszug von Christen in Jerusalem.
Zwei Jahre waren sie die Route der Kreuzfahrer nachgegangen und hatten
Juden und Moslems und Vergebung für die Sünden der Kreuzfahrer
gebeten. Oberrabiner Meir Lau empfing die Gruppe mit den Worten: "Besser
spät als nie. Wir wollen in Frieden und Freundschaft miteinander leben."
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Als Papst Johannes Paul im Frühjahr dieses Jahres (2000) in
Israel war, erschien das Kreuzeszeichen, zum Teil auch mit dem gekreuzigten
Jesus, überall in den Medien. Johannes Paul hat an der Westmauer folgendes
Gebet gebetet: "Gott unser Väter, Du hast Abraham und seine Nachkommen
erwählt, Deinen Namen zu den Nationen zu bringen: wir sind tief traurig
über das Verhalten derer, die im Laufe der Geschichte diesen, Deinen
Kindern, Leiden verursacht haben, und erbitten Deine Vergebung; wir möchten
uns selbst der aufrichtigen Brüderschaft mit dem Volk des Bundes verpflichten."
Antwort: Busse und Neuanfang
[Folie Zusammenfassung]
Der Holocaust wäre nicht möglich gewesen ohne den jahrtausendealten
kirchlichen Antisemitismus.
Heute zeigt sich er Antisemitismus in neuem Gewand, sei er nun weltlicher
oder kirchlicher Natur: Als Antizionismus. Er richtet sich gegen das von
Gott eingesetzte Recht und Erbe für das jüdische Volk, in dem
Land zu wohnen, dass er ihnen für ewig zugeteilt hat (1Mose 17,8).
Während seiner 8. Vollversammlung im Dezember 1998
in Harare/Zimbabwe verabschiedete der Weltkirchenrat eine Jerusalem-Erklärung,
in der befürwortet wird, dass Jerusalem als "corpus separatum" unter
die Aufsicht einer internationalen Behörde gestellt werden soll, aufgeteilt
in verschiedene Verwaltungsbereiche.
Jetzt können wir verstehen, warum den Schulkindern in Israel beigebracht
wird, das Pluszeichen nicht in Kreuzesform zu schreiben. Das Kreuz ist
das Symbol des Christentums, das in der Geschichte eine Bedrohung für
die Existenz des Judentums und des jüdischen Volkes darstellte. Wenn
die Juden von den Christen zwangsgetauft wurden und dabei alles jüdische
ablegen mussten, so bedeutete das keine Ausrottung der Juden als Menschen
aber eine Auslöschung der Juden als Volk - das letztendlich
durch den jüdischen Glauben zusammengehalten wurde. Damit hat die
Kirche verleugnet, dass Gott noch eine Berufung und einen Plan mit den
Juden als Volk hat. Gott hat Juden und Heiden in Jesus zu einer
tiefen Einheit gebracht (Epheser 2,14-15). Er hat dieser Einheit wunderbare
Verheißungen gegeben. Paulus befiehlt den Heidenchristen Roms, sich
nicht über ihre jüdischen Wurzeln stolz zu erheben (Römer
11,18). Die Kirche hat sich dennoch von dem Auseinanderbringer blenden
lassen und sich über ihre jüdischen Wurzeln erhoben. Was mag
dahinter liegen? Der Neid der Nationen über die Erwählung Israels?
Wir als Kirche haben schwere Schuld auf uns geladen, indem wir durch die
Jahrhunderte hindurch das jüdische Volk enterbt, verachtet und verfolgt
haben. Jesus hat jede einzelne dieser Sünden am Kreuz auf sich geladen.
Aber wir sollten für diese Sünden vor Gott und dem jüdischen
Volk Buße tun. Diese furchtbaren Tatsachen sollen uns nicht in den
Unglauben bezüglich des jüdischen Volkes bringen oder in Bezug
auf Erweckung in unserem Land, aber doch immer in unserem Bewusstsein bleiben.
Und wir sollten beten dass die Kirche und wir selbst Buße tun. Für
das, wo wir schon Busse getan haben, müssen wir nicht wiederum Busse
tun, sondern für das, wo uns Gott aktuell und konkret überführt!
Denn Gott stellt sowohl die Kirche als auch das jüdische Volk wieder
her und lässt die Einheit wieder erwachsen, auf der eine große
Verheißung liegt.
"Ich bin überzeugt, dass internationale
christliche Buße für die vergangenen (und gegenwärtigen)
Sünden der Kirche gegen die Juden zu internationaler jüdischer
Buße für die vergangenen (und heutigen) Sünden Israels
gegen Jesus führen wird. Es sind die Tränen der Buße der
Kirche, die die Blutflecken (an unseren Händen) wegwaschen werden."
(Michael L. Brown, "Unsere Hände sind mit Blut befleckt" S.18).
Michael Brown legt in diesem Buch dar, dass Jesus nur zu einem Jerusalem
und jüdischen Volk zurückkehren wird, das ihn willkommen heißt
(Mt 23,38-39). "Jüdische Busse wird den Messias zurückbringen.
Aber die Kirche muss zuerst Busse tun, bevor Israel am Zug ist." (ebd.
S. 185) Es gibt ein geistliches Prinzip: Wir müssen erst für
die Vergangenheit Wiedergutmachung tun, wenn wir in der Gegenwart und Zukunft
gesegnet sein wollen. Über David berichtet die Bibel folgende Begebenheit:
"Und es gab eine Hungersnot in den Tagen Davids, drei Jahre lang, Jahr
für Jahr. Und David suchte das Angesicht des Herrn. Und der Herr sprach:
Wegen Saul und wegen des Hauses der Blutschuld, weil er die Gibeoniter
getötet hat" (2 Samuel 21,1). David war völlig unschuldig, dennoch
musste er als Sauls Nachfolger Busse tun, um die Hungersnot abzuwenden.
Er fragte die Gideoniter, wie er für sie Wiedergutmachung leisten
könne. "Und danach ließ Gott sich für das Land erbitten"
(V.14). Michael Brown sagt: In der gleichen Weise wird die Kirche ihren
Weg nicht aus geistlicher Hungersnot finden bevor sie nicht Buße
tut dafür, dass sie jüdisches Blut vergossen hat. Du sagst, du
seist nicht schuldig? David war es genausowenig. Und doch konnte nur er
den Schaden beheben. Du sagst: "Aber ich hab damit nichts zu tun! Die Kirche,
die die Juden verfolgte, waren keine wahren Christen!" David hatte genausowenig
direkt mit Saul zu tun. Und oft genug haben auch hingegebene Christen den
Juden geschadet. "Die einzige Antwort der Kirche ist, auf unsere Gesichter
zu fallen und Buße zu tun, zu fasten und um Reinigung zu bitten,
uns aller antisemitischen Spuren zu entledigen und die Juden bedingungslos
zu lieben - jeden einzelnen" (ebd. S. 186-187).
Rudi Pinke, Pastor des christlichen Zentrums Frankfurt,
schreibt: "Wenn wir meinen, wir könnten einen Schlussstrich ziehen,
dann täuschen wir uns. Gott ist es, der diesen Schlussstrich zieht
(Joel 4,21), aber erst dann, wenn wir alles durch unsere Schuld Gebundene
aus Schmerz und Nöten durch Buße wieder freigeben. Und wenn
wir durch Herzensumkehr bereit sind, alles Menschenmögliche zu tun,
um wiedergutzumachen, was wir als Nation angerichtet haben. Welche Zeitspanne
uns dazu zur Verfügung steht, weiß ich nicht, aber ich befürchte,
dass, wenn wir es nicht bald schaffen, uns die Untaten der Vergangenheit
einholen und ihren Preis verlangen werden. Wir werden mit Sicherheit das
ernten müssen, was wir gesät haben (Gal 6,7; Lk 12,58)." (In:
Gemeine Erneuerung 77, S.7)
"Inwieweit hat die Gemeinde Jesu in unserem Land schon angefangen,
Buße zu tun? Dabei geht es nicht um ein seichtes "Vater, entschuldige
- danke, dass du vergibst". Wir haben den Augapfel Gottes angetastet. Wir,
die heute Lebenden, sind Nachkommen der Generationen, die es taten... Du
und ich, wir haben eine Verantwortung, und der wollen wir uns stellen.
Es stimmt nicht, dass die Zeit Wunden heilt. Sie sind nicht geheilt, denn
wir haben uns noch nicht mit dem Leid identifiziert, haben noch nicht verstanden,
was wir angerichtet haben. Tränen sind nötig, Tränen über
uns, Tränen über das Judenschicksal in der ganzen Welt. Unser
entschlossenes Auf- und Dagegen-Stehen ist nötig. Die Umkehr muss
aus dem Herzen kommen. Die Liebe deckt viele Sünden zu." (Rudi Pinke
bei einem Bußgottesdienst in Franfurt am 25.7.1999, in: "Tausend
Jahre sind wie ein Tag", Ev. Marienschwesternschaft Darmstadt 2000).
Praktische Anwendung
Wir müssen unser Herz erforschen, wo wie selbst antijüdische
und antiisraelische Gefühle gehegt haben oder Worte gesprochen haben
und dafür Busse tun. Wir müssen erforschen, ob unsere Vorfahren
gegen das jüdische Volk gesündigt haben, und darüber stellvertretend
Busse tun. Und natürlich auch für die Christenheit insgesamt,
für unsere Gemeinde und Denomination, unsere Stadt, unsere Berufsstand
- so konkret wie möglich eben. Vgl. Artikel "historische
Aufarbeitung von Schuld am jüdischen Volk"
"Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht,
dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit"
(1.Johannes 1,9).
|
Nachtrag:
Die jiddische Sprache konnte nur entstehen, weil die Juden im Mittelalter
aus dem deutschen Sprachraum nach Osteuropa vertrieben wurden - sie behielten
ihr mittelalterliches Deutsch bei, während die Sprache sich in Deutschland
anders weiterentwickelte.
LITERATURANGABEN:
(1) Jost Müller-Bohn: Adolf Hitler, Verführer
der Christenheit, Lahr-Dinglingen 1988, S. 155.
(2) G. Jordy, Die Brüderbewegung in Deutschland,
Bd. 3, Wuppertal 1986, S. 69ff.; zit. in Fritz May: Israel zwischen Blut
und Tränen. Asslar 1987, S.102.
(3) zit. in Fritz May, a.a.O. S. 61; 94-95.
(4) aus: Werner Keller, und wurden zerstreut unter
die Völker, München; Zürich 1966, S. 343-147
(5) vgl. Michael Pragai, Sie sollen wieder wohnen in
ihrem Land, Gerlingen 1990, S.102
(6) James Parkes, The Conflict of the Church and the
Synagoge, S.394-399 zit. in Brown Our Hands S.95
weitere Texte
weiteres Foto: "Flucht" (jüdisches
Gebetsbuch)
Artikel: Die parallele
Wiederherstellung von Israel und der Kirche
LITERATUR:
Dr. Michael L. Brown: Unsere Hände sind mit Blut befleckt.
Die tragische Geschichte der "Christen" und Juden. Megamedien
und CFRI 2000, ISBN 3-933461-21-9.
Flannery, Edward H.: The Anguish of the Jews. Twenty-Three Centuries
of Antisemitism. ISBN 0-8091-2702-4
LINKS zu guten Artikeln zum Thema:
Die
Schuld der Christenheit am Volk der Juden (Marienschwestern Darmstadt)
Geschichte
des christlichen Antisemitismus (Clarence Wagner /englisch; auch bei
VHL)
verfasst im Oktober 1999 von Andreas Hornung, überarbeitet 14.04.01
.
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© Segne Israel, www.segne-israel.de
E-Mail: info@segne-israel.de
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