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2. Gottes neuer Mensch aus Juden und Heiden: Die Beziehung Kirche - Israel nach dem Neuen Testament

EIN NEUER MENSCH DURCH GOTT

Hier sehen wir ein urchristliches Zeichen auf einem Tongefäß: das christliche Symbol des Fisches und das jüdische Symbol des siebenarmigen Leuchters bilden eine Einheit im Davidstern, der auch ein Zeichen für den Messias ist. [Foto vergrößert] Die Töpferarbeiten stammen aus dem späten 1.Jh. und wurden auf dem Zionsberg gefunden, dem Viertel Jerusalems, in dem die Urgemeinde ihren Sitz hatte.1)
   Was zeigt uns das Zeichen? Dass das Urchristentum jüdisch war! Jesus trug Quasten (Gebetsriemen) an seinem Gewand, so wie es die religiösen Juden heute tun: Mt 9,20 "Eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten heran und rührte die Quaste seines Gewandes an." Paulus versuchte, egal in welcher Ecke der Welt er gerade war, zu jedem jüdischen Fest nach Jerusalem zu reisen. Die Tatsache, wie sehr das Urchristentum jüdischen Charakter hatte und wie sehr das Christentum im Judentum verwurzelt ist, bedeutet für viele einen Anstoß. Diese "Wurzel-Tatsache" wird aber durch das neue Testament bestätigt:
   In Epheser 2,14-15 lesen wir: "Jesus hat aus beiden (Juden und Heiden) eins gemacht ...um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen". Gott hat die zwei - Juden und Heiden - in Jesus so sehr eins gemacht, daß diese Einheit "Ein neuer Mensch" genannt wird, den Gott aus der Einheit geschaffen hat. Die Einheit zwischen uns an Jesus glaubenden Nicht-Juden und den an Jesus glaubenden Juden ist also sehr tief.
   Die Einheit der Kirche mit Israel besteht also in dem Messias Jesus und in erster Linie mit denen, die an ihn glauben. Juden, die an Jesus glauben, nennen sich heutzutage "Messianische Juden", sie leben ihren Glauben an Jesus auf dem Boden des Judentums, ihrer jüdischen Wurzeln. Mit ihnen sind wir nichtjüdischen Christen so eins, daß Gott aus dieser Einheit etwas gemacht hat, was er den "einen neuen Menschen" nennt, eine gewaltige Neuschöpfung Gottes. Durch das Gesetz waren Juden und Heiden gemäß dem Willen Gottes streng getrennt gewesen. In Jesus hat Gott diese Trennung zerrissen.
 

ISRAEL ALS WURZEL


Was ist nun mit den Juden, die nicht an Jesus glauben? Die Christen aus den Nationen sollen hier erkennen, daß Israel ihre Wurzel ist. Sie sollen, so sagt es Paulus, nicht überheblich oder stolz sein gegenüber dem alten Bundesvolk Israel (Römer 11,18). Er vergleicht die Beziehung der Heidenchristen zu Israel mit einem Ölbaum: das, was Gott in Israel gelegt hat, ist die Wurzel des Baums (natürlich nicht das Israel, sofern es von Gott abgefallen ist, sondern eben das, was Gott hineingelegt hat). Manche Zweige (Juden) sind herausgebrochen und dafür wilde Zweige eingepfropft (nicht-jüdische Christen), aber sie sollen deshalb nicht überheblich sein. Die Beziehung ist wichtig, denn wenn die Blätter keinen Kontakt mit der Wurzel haben, werden sie braun und sterben ab. Paulus ermahnt deshalb die Heidenchristen in Rom, nicht stolz zu sein gegenüber den echten Zweigen, den Juden, auch wenn viele von ihnen ausgebrochen sind, sondern eine Haltung gegenüber Israel innezuhaben, die Israel ehrt, die besagt: "Wir haben von euch empfangen!"
   Das "Wurzel-Prinzip" finden wir auch in Epheser 2,19: wir sind MITbürger der Heiligen; Epheser 3,6 MIT-Leib; Römer 11,17 wir sind MIT teilhaftig geworden an der Fettigkeit des Ölbaums (vgl. Apg 11,18): Römer 15, 10 "Seid fröhlich, ihr Nationen, MIT seinem Volk" (Zitat von 5Mo 32,43). Das Wörtlein "mit" zeigt, daß wir allen Segen, der Israel zugedacht ist, auch haben, aber eben "auch": ihnen ist er ursprünglich zugedacht, wir sind als fremde Zweige hinzugekommen.
   Die Einheit der beiden Völker Gottes, Juden und Christen, wird auch am Ende der Bibel betont: Offenbarung 19,4 spricht von 24 Ältesten vor dem Thron Gottes. Sonst ist in der Bibel immer von Zwölfen die Rede.  Offenbarung 21 beschreibt das neue Jerusalem: 12 Tore hat es, die die Namen der 12 Stämme Israels tragen. 12 Grundsteine hat es, die die Namen der 12 Apostel tragen (Offb 21,12-14). Israel und die Gemeinde sind verewigt in der Stadtmauer des neuen Jerusalem.
   In Römer 11,30-32 beschreibt Paulus das Aufeinandergewiesensein von Kirche und Israel nochmals anders: Es gibt verschiedene Zeiten, wo Gott sich über den einen oder den anderern erbarmt. Am Ende jedoch hat sich Gottes Erbarmen bei beiden vollendet - sie können nicht auf ihre eigene Gerechtigkeit verweisen, alleine die Barmherzigkeit Gottes bleibt übrig.
 

ISRAEL EIFERSÜCHTIG MACHEN

[Bild: Jerusalem-Marsch]
 Paulus erwähnt noch eine weitere Dimension in der Beziehung zwischen Christen und Juden im 11. Kapitel des Römerbriefes:
Rö 11,11 "Ich frage nun: Sind die Juden damit unwiderruflich verworfen? Nein; sondern weil sie nicht hörten, kam die Rettung zu den anderen Völkern. Dadurch sollen die Juden eifersüchtig gemacht werden" (GN)

   Gott hat die Verschliessung Israels gegenüber dem Evangelium dazu gebraucht, um die Heiden zu erretten. Er will laut Paulus die Errettung der Heiden wiederum dazu gebrauchen, um Israel auf sie eifersüchtig zu machen, sodaß Israel sagt: was die haben, das wollen wir auch. Die Gemeinde soll also Israel zur Eifersucht reizen: durch das Zeugnis ihrer Errettung, durch ihre gottesfürchtigen Art zu leben und durch ihre Liebe zu Israel.
   Paulus sammelte eine Kollekte unter den heidenchristlichen Gemeinden für die Jerusalemer Urgemeinde. Er schreibt darüber: "Die Heidenchristen sind ihre [der Jerusalemer Judenchristen] Schuldner. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, ihnen mit irdischen Gütern zu dienen." (Römer 15,27 Ei)
   Die Gemeinde soll also ein Segen für Israel sein. Das führt die alttestamentliche Segen- und Fluch-Linie weiter: Im Alten Testament gibt es ein Prinzip: wer Israel segnet, wird gesegnet, wer Israel flucht, wird verflucht (1Mo 12,3). Das Neue Testament führt das weiter: Über den römischen Hauptmann, dessen Knecht von Jesus geheilt wurde, heißt es: "Er liebt unsere Nation, und er selbst hat uns die Synagoge erbaut" (Lk 7,5). Von dem ersten Heiden, dem das Evangelium verkündet wird, heißt es wiederum: "...der dem Volk viele Almosen gab... Kornelius, ein Hauptmann, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, und der ein gutes Zeugnis hat von der ganzen Nation der Juden" (Apg 10,2.22).
[Bilder: dän. Boot, Tal Joschafat]

Paulus sagt auch, daß Juden- und Heidenchristen jeweils in ihrem Stand bleiben sollen: "Wie Gott einen jeden berufen hat, so lebe er. Ist jemand beschnitten berufen worden, so bleibe er bei der Beschneidung; ist jemand unbeschnitten berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden." (1Kor 7,17-18) Wir müssen nicht Juden werden oder jüdisch leben, um bei Gott angenommen zu sein. Genauso müssen Juden, die an Jesus glauben, ihr Jude-sein nicht ablegen.

Das Neue Testament gebiete also uns Christen, den Juden gegenüber eine dankbare, demütige und segnende Haltung einzunehmen.

Praktische Anwendung:

Es wird gut sein, wenn wir uns aufmachen, den messianischen Juden zu begegnen - sie und ihre Gemeinden zu besuchen und sie in unsere Gemeinden einzuladen. Wir haben viel von ihnen zu lernen und Gott legt einen Segen auf die Einheit von Juden- und Heidenchristen.
 

BIBELSTELLEN:

DIE GEMEINDE JESU UND ISRAEL:
Paulus: Römer 11,16-32: (Wurzel und Zweige); Epheser 2,11-19 (der eine neue Mensch aus Juden und Heiden);
Altes Testament: Buch Ruth,  Buch Esther; Fluch/Segen
Berufung der Gemeinde in Bezug auf Israel:
Römer 15,27 = Galather 2,10 (Verpflichtung der Heidenchristen, die bedürftigen Judenchristen Jerusalems zu unterstüzten); Römer 11,11 zur Eifersucht reizen; Esther: Eintreten vor Gott für Israel (Israel hat sonst keinen Fürsprecher); Jesaja 49,22
1Kor 7,18 jeder soll in seinem Stand bleiben
Offb 19,4 (24 Älteste); 21,12-14 (12 Tore: Söhne Israels, 12 Grundsteine: Apostel)


Fußnoten:
1) Archäologische Gegenstände mit diesem Urchristenzeichen wurden anfangs der 60er Jahre von griechisch-orthodoxen Mönchen gefunden. Da Jerusalem damals unter jordanischer Herrschaft lag, war das Davidstern-Symbol politisch anstössig. Erst Ende der 80er Jahre tauchte das Zeichen wieder auf. Die Jerusalemer NAI-Redaktion ist im Besitz einiger Funde mit dem Zeichen. englischer Artikel zum Thema / Literatur: R.E.Schmalz u. R.R.Fischer: The Messianic Seal of the Jerusalem Church. Olim Publications, POBox 2111, Tiberias, Israel, S. IV-VII.

verfaßt im September 1999 von Andreas Hornung, überarbeitet 23.11.00
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© Andreas Hornung www.segne-israel.de

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