Ben-Gurion
liest die Staatserklärung
vor (Foto gpo) |
Aus David Ben-Gurions Tagebuch (er war der erste Premierminister Israels):
"14.5.48
Morgens Sitzung des Stabes. Ich ordnete an, daß
das Wichtigste sei, dem Feind Schläge zu versetzen. Der Schutz der
Siedlungen ist nicht mehr die Hauptsache. Erhielt Mitteilungen über
Erfolge der Hagana. Um 11 Uhr teilte man mir mit, daß die Frauen
aus Kfar Ezion nach Jerusalem entlassen wurden. Die Männer gerieten
in Gefangenschaft.
Um 1 Uhr: Bestätigung der Unabhängigkeitserklärung
im Volksrat. Um 4 Uhr nachmittags Ausrufung des Staates. Jubel und Freude
im Land. Wieder, wie am 29. November 1947, bin ich ein Trauernder unter
Frohlockenden. Das Schicksal des Staates liegt in den Händen der Sicherheitskräfte.
Sofort nach der Zeremonie kehrte ich ins Generalstabsgebäude
zurück. Beratung über die Lage, die sich dauernd zuspitzt. Schlimme
Nachrichten über Panzerkolonnen der Arabischen Legion und Truppenkonzentrationen
der Syrer. Demgegenüber hatten unsere Soldaten Erfolge im westlichen
Galiäa. Die Polizeischule in Jerusalem und andere strategische Punkte
der Stadt wurden eingenommen.
Fast alle Mitglieder des Stabes widersetzten sich meiner
Auffassung, daß ein konzentrierter Sturmangriff auf die Orte an der
Straße Tel-Aviv-Jerusalem einzuleiten ist. Der Grund: Wir haben zu
wenig Truppen, und die Pläne des Gegners sind unbekannt. Ohne ausdrücklichen
Beschluß der Volksleitung (an das Wort "Regierung" habe ich mich
noch nicht gewöhnt) wollte ich gegen die Auffassung der Offiziere
keinen Befehl erteilen. Ich habe aber das Gefühl, daß wir eine
Gelegenheit versäumen, die das Schicksal Jerusalems und vielleicht
des Kampfes überhaupt entscheiden könnte.
In der Nacht kamen schlechte Nachrichten aus dem Negev.
Wird Tel Aviv heute nacht aus der Luft bombardiert werden?
15.5.48
Zweimal weckte man mich in der Nacht. Um 1 Uhr teilte
man mir mit, Truman habe den Judenstaat anerkannt. Um 4.30 Uhr - inzwischen
konnte ich nicht wieder einschlafen - sagte man mir, daß unsere Freunde
in Amerika verlange, ich möge im Radio sprechen. Ich ging ins Rundfunkstudio
der Hagana und konnte erst um 5.15 Uhr mit der Ansprache beginnen. Während
der Rede wurde Tel Aviv aus der Luft bombardiert. Die Bomben gingen, wie
zu erkennen war, in der Nähe des Flughafens nieder, und es fiel mir
nicht leicht, meine Ansprache zu Ende zu führen."
David Ben-Gurion in einem seiner Erinnerungsbücher:
"Zwei Stunden vor der Proklamation wurde eine gemeinsame Versammlung
mit Haganahs Generalstab abgehalten. Da teilte der Oberbefehlshaber, Yigael
Yadin, mit, daß laut eingegangenen Berichten die Armeen von fünf
Araberstaaten, nämlich von Ägypten, Transjordanien, Irak, Syrien
und Libanon voll gerüstet mit Tankern, Kampfflugzeugen und leichten
Waffen bereitstünden, um Mitternacht eine Invasion des Landes vorzunehmen,
sobald Englands Hochkommissar es verlassen und das Mandat außer Kraft
gesetzt sei.
Mit schwerem Herzen begab ich mich ein paar Minuten vor
vier Uhr (am 14. Mai 1948) zum Museum, um den jüdischen Staat auszurufen,
den wir Israel zu nennen beschlossen hatten.
Als ich hinkam, war das Auditorium voll besetzt. Die Straßen
wimmelten von frohen, jubelnden Volksscharen... Danach nahm ich die Unabhängikeitserklärung
in die Hand und verlas sie, das Herz gleichzeitig erfüllt mit Beben
und feierlicher Freude. Ich suchte meiner Bewegung Herr zu werden und las
die Erklärung mit lauter und klarer Stimme vor, währen sich alle
erhoben, um zu lauschen.
Rabbi Maimon, der Alterspräsident der Versammlung,
sprach den Segen und die Danksagung an den Allmächtigen, daß
er uns am Leben erhalten hatte, so daß wir diesen Tag erleben durften."
(Rimmerfors 125)
"2000 Jahre haben wir auf diese Stunde gewartet - und nun ist es geschehen.
Wenn die Zeit erfüllt ist, kann Gott nichts widerstehen." (Beginn
der Rede Ben-Gurions zur Staatsgründung am 14. Mai 1948)
Ben-Gurion bekannte dem schwedischen Journalistin, daß er die
Deutschen nicht hassen könne trotz all des Bösen, das sie den
Juden angetan hätten. "Ich finde", sagte Ben-Gurion zu ihr, "daß
nichts anderes übrigbleibt, als miteinander in die Zukunft zu gehen.
Noch ist es zu früh, aber einmal werden wir einander vertrauen können.
" - "Aber das ist ja christliche Philosophie", entgegnete die Journalistin
erstaunt. Ben-Gurions Kommentar: "Jesus war Jude.." (Rimmersfors
134)
Im Gespräch mit dem amerikanischen Zeitungsmann Lester Sumrall zitierte Ben-Gurion einen großen Rabbiner des 19. Jahrhunderts, ohne dessen Namen zu nennen. Dieser hatte gesagt: "Unser Volk muß erst in sein Land zurückkehren, und dann wird der Messias kommen." Ben-Gurion fügte hinzu: "Wir sind uns darin einig, daß der Messias eine Person ist, die uns alle erlösen wird." (Rimmerfors 135)
"Die Propheten behaupteten, daß es einen Gott gebe, der alles geschaffen hat. Das ist auch meine unerschütterliche Überzeugung. Ich kann mir die Welt ohne Gott nicht vorstellen." (Ben-Gurion 1972 in einem Interview mit dem Reporter Mark Segal (Rimmerfors 133)).
"Israels zukünftige Entwicklung ruht auf den beiden Grundsteinen 'Land und Buch' - dem herrlichen Land und der Heiligen Bibel. - Durch das soziale und moralische Licht, das aus den unsterblichen Aussagen der Bibel hervorbricht, durch das Evangelium des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe, das von unseren Propheten verkündigt wurde, durch die Botschaft vom Menschen als Gottes Ebenbild und durch das Gebot: 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst', durch all dies werden wir unsere Gesellschaft und unsere Verwaltung formen, und diese Lehre werden wir an die noch ungeborenen Generationen weitergeben." (Ben-Gurion im Jahrbuch der israelischen Regierung 1951-52 /Rimmerfors 136)
Alle 14 Tage fand in Ben-Gurions Wohnung ein Bibelstudium statt.