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Meldungen aus deutschen säkularen Medien

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  Zitate: Möllemann - Äußerungen zum Fall Karsli   Beschwerdeadressen, Ralph Giordano an Westerwell e: muss ich auswandern?

Im heute-journal des ZDF vom 16. Mai äußerte sich der FDP-Vize wie folgt:

"Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland gibt, leider, die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Sharon und in Deutschland ein Herr Friedmann mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Sharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden."

Nicht sehr viel anders wurde Möllemann vom Nachrichtensender N24 und SAT1-Nachrichten am selben Tag zitiert:

"Wer Ariel Sharon kritisiert, wird von bestimmten Leuten in Deutschland in die Ecke des Antisemitismus gestellt. Das verbitt' ich mir auf das Schärfste. Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft als Herr Sharon und in Deutschland Herr Friedmann. Mit seiner intoleranten gehässigen Art. Überheblich. Das geht so nicht. Man muss in Deutschland Kritik an der Politik Sharons üben können, ohne in diese Ecke geschoben zu werden."


Kommentar von hagalil.com:
Auf einen Satz gebracht bedeuten Möllemanns Aussagen: Der Jude ist selbst schuld am Hass auf ihn.

Einige Beschwerdeadressen bei der FDP:

buero@genscher.de,
Guido.Westerwelle@bundestag.de,
Wolfgang.Gerhardt@bundestag.de,
Irmgard.Schwaetzer@bundestag.de,
redaktion@liberale.de,
pressestelle@fdp-bundestag.de
kothe@fdp.de,
Dana.Raepricht@fdp.de,
renatus@fdp.de,

Offener Brief von Ralph Giordano

"Dr.phil.h.c. Ralph Giordano
50968 Köln, 21. Mai 2002

An den Bundesvorstand
Der Freien Demokratischen Partei (FDP)
Herrn Vorsitzenden
Guido Westerwelle
Platz der Republik 1
11011 Berlin

Sehr geehrter Herr Westerwelle,

nachdem Hildegard Hamm-Brücher, Hans-Dietrich Genscher, Burkhardt Hirsch, Otto Graf Lambsdorff und andere Granden des bundesdeutschen Nachkriegsliberalismus der Parteiführung ultimativ klar gemacht haben, was Jürgen Möllemann mit seinen einseitig antiisraelischen Schuldzuweisungen für die Ursachen der Nahosttragödie und der von ihm durchgepaukten FDP-Mitgliedschaft eines Yamal Karsli anrichtete, will ich Ihnen heute mitteilen, was der Ego-Shooter und Verbalbulldozer aus Nordrhein-Westfalen in der jüdischen Gemeinschaft ganz Deutschlands anzurichten begonnen hat – nämlich das Phänomen eines uralten Fluchtinstinkts just aufs neue zu mobilisieren.

Was heißt das?

Mit seiner Anschuldigung gegen Michel Friedman, der Stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden fördere durch seine "gehässige Art" über die Medien den hiesigen Antisemitismus, hat der Partei- und Fraktionsvorsitzende der NRW-FDP Möllemann das Schlimmste vollbracht, was Juden angetan werden kann: Nämlich für Judenfeindschaft Juden verantwortlich zu machen, sie also als eigentliche Verursacher des Antisemitismus zu stigmatisieren! Über diese Anschuldigung, mit ihren klerikal-antijudaistischen Wurzeln der "Gottesmörder", sind Juden über ein Jahrtausend christlicher Geschichte lebendig verbrannt, gevierteilt, vertrieben und ghettoisiert worden. Die These, der Jude sei an allem schuld, hat im Verlauf einer langen und schließlich in die Apokalypse des Holocaust mündenden Verfolgungsperiode das entwickelt, was der "Fluchtinstinkt" genannt worden ist, ein tiefes Notwehrbedürfnis: Weg von der Gefahr für Leib und Leben, weg vom Ort der Bedrohung und der Feindschaft, auch wenn einem dort Heimat geworden ist.

Dieser vielen jüdischen Menschen, darunter auch mir, auf Grund geschichtlicher Erfahrungen sozusagen genetisch innewohnende Fluchtinstinkt, ist durch so manches Ereignis seit Gründung der Bundesrepublik auch zuvor schon oft provoziert worden. Selten aber so massiv, wie gerade jetzt wieder durch die mentalen Torturen, denen sich ein großer Teil der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands akut durch die unsäglichen Eskapaden des Lobbyisten Jürgen Möllemann ausgesetzt sieht. An Ihrer Stelle, sehr geehrter Herr Westerwelle, würde ich die verstörten Überlegungen von jüdischen Menschen, die Deutschland schon einmal verlassen mußten, aber auch die von Nachgeborenen, ob es " nun wieder so weit sei, die Koffer zu packen", nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Von der Entscheidung Ihrer Partei hängt mehr ab, als die Lösung eines lokalen, regionalen oder parteilichen Personalproblems. Es hängt davon auch ab, wie sicher oder unsicher sich im Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts Juden wirklich fühlen können.

Keine Mißverständnisse, diesmal heißt es nicht: Sein oder Nichtsein. Diesmal heißt es für viele: Bleiben oder Gehen? Ich hätte nie gedacht, daß diese Frage, nach so langem Ausharren, nun dabei ist, sich auch mir zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Ralph Giordano"

(Quelle: Hagalil.com)