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    Amos Oz: "Palästinenser benutzten Landsleute als Schutzschilde"

16.04.2002, 10:23 Uhr

FRANKFURT (inn) - Der als linksgerichtet geltende israelische Schriftsteller Amos Oz hat die Berichte von einem angeblichen Massaker der israelischen Armee in dem Flüchtlingslager Jenin als palästinensische Propaganda und gezielte Desinformation bezeichnet.

Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte der Schriftsteller, er habe über die Berichte von einem Massaker mit zwei mit ihm eng befreundeten Soldaten gesprochen, die als Reservisten im Zuge der "Operation Schutzwall" eingezogen wurden. Beide seien in Jenin eingesetzt worden und gehörten zudem der Friedensbewegung "Peace Now" (Shalom Ahshaf) an.

"Beide haben mir eindringlich versichert, daß in Jenin kein Massaker stattgefunden hat", sagte Oz. "Sie sagen, daß sie nicht mehr als fünfzehn bis zwanzig Leichen palästinensischer Zivilisten gesehen haben (...). Die palästinensischen Kämpfer, so haben meine Freunde mir berichtet, hätten Zivilisten, ihre Landsleute, als lebende Schutzschilde eingesetzt. Das haben sie mit eigenen Augen gesehen und mir gegenüber beschworen."

Oz bezweifelte, daß die Palästinenser "auch nur einen Augenzeugen haben, der ein Massaker bestätigen könnte. Auch die Tatsache, daß in Jenin überwiegend israelische Reservisten - "Männer in den Dreißigern, die in ihrem zivilen Leben zur Mittelschicht gehören" - eingesetzt waren, schließe ein Massaker aus.

Der 1939 geborene Schriftsteller kritisierte in dem Gespräch mit der "FAZ" zudem die Rolle der Europäischen Union im Nahost-Konflikt. "Die Europäer können nicht den ehrlichen ´Makler` spielen, wenn sie so offensichtlich für eine Seite (die Palästinenser) Partei ergreifen", meinte Oz.

Amos Oz lebt in Arad in der Negev-Wüste und veröffentlichte zuletzt den Roman "Ein anderer Ort". Er ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (1992).