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    Leserbrief zur Arte-Reportage "Krieg der Steine" vom 12.02.02



ARTE-Zuschauerdienst
2A, rue de la Fonderie
F-67080 Strasbourg Cedex
Sehr geehrte Damen und Herren,
die, von Ihrer Sendeanstalt am 12.2.02 ausgestrahlte Sendung "Krieg der Steine" hat mich in mehrfacher Weise betroffen gemacht: die beiden Bilder, die gleich zu Beginn des Films gegeneinander gestellt wurden (ein Steine schleuderndes palästinensisches Kind vs. ein israelischer Soldat, der mit einem Gewehr zielt) setzte schon die emotionale Weiche für das Freund/Feind-Bild. Schon ist dass gängige Cliché des "bösen Juden" wieder voll da, mit seinen ganzen Assoziationen. Das in meinen Augen unsinniges Leiden der Kinder - durch die Anwesenheit der Kamera vielleicht noch zu Mutproben aufgestachelt - wird meiner Meinung nach durch einen viel subtileren "Feind" verursacht: die menschenlebenverachtende Haltung bestimmter politischen Kräften der Autonomiebehörde (was in dem Film nicht Thema war) sowie der Eltern, die ihre Kinder noch mit Steinen beliefern (was lobenswerterweise zumindest ganze 2 Sekunden lang gezeigt und auch kommentiert wurde). Die englischsprachigen Beiträge der dänischen Krankenschwester waren leider zum Teil ziemlich ungenau ins Deutsche übertragen. Ein Beispiel: Sie sagte über die steineschleudernden Kinder "They should be playing other games." Übersetzt wurde das als "Für sie ist es nur ein Spiel," was eine ganz andere Gewichtung ergibt.
Die tückische Macht des Mediums "Film" zeigt sich in Bildern und Aussagen die ich auf ihre Richtigkeit und ihre Zuordnung nicht so rasch überprüfen kann. So entsteht zwangsläufig eine Verzerrung, die unbewusst die Eingangsbilder des Films bestätigen muss. Leider nur sehr, sehr kurz: die Szene nach dem Selbstmordattentat in Jerusalem. Gespräche mit den Mitarbeitern des israelischen Rettungsdienstes wären mit Sicherheit sehr aufschlussreich gewesen und hätten viel zur mangelnden Ausgewogenheit des Filmes beigetragen. Nicht der Beitrag an sich hat mich geärgert, aber das Ihre ansonsten lobenswerte Sendeanstalt es offensichtlich nicht nötig fand, eine entsprechende Reportage von den Opfern der "Gegen-Seite" hinterher auszustrahlen.
Etwas mehr Verantwortungsbewusstsein, bitte!
Mit freundlichen Grüssen
Lucy Diener-Reisdorff
Queidersbach
Quelle: nahostfocus.de