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Meldungen aus deutschen säkularen Medien

Hintergrundinfos aus israelischen und christlichen Quellen

Kölner Stadtanzeiger, 26./27. Januar 2002, S. 4 Hintergrund

Eskalation in Nahost programmiert

Washingtons Verständnis für Scharon verstellte Lösungsansätze

Kommentare von H. Eiteneier

Tiefen Frust über den Sisyphuscharakter seines Jobs äußerte ein israelischer General, der sich mit den Worten zitieren ließ, die Aufgabe, den „terroristischen Sumpf“ allein mit militärischen Mitteln trockenzulegen, sei ähnlich aussichtslos, wie „das Meer mit einem Löffel auszuschöpfen“. Bei aller Übertreibung – etwas Wahres ist dran, denn die Selbstmordattentate scheinen mit jedem Schlag der Armee populärer unter den Palästinensern zu werden.

Frau Günther unterstellt, dass außer militärischen Mitteln nichts versucht wird. Sie „vergisst“ aber, dass die palästinensische Strategie die ist, politische Verhandlungen zu führen und trotzdem weiter zu bomben; sie ignoriert, dass die Verhandlungsstrategie Arafat die ist, immer nur „Nein“ zu sagen und weiter zu bomben.

Und sie ignoriert die Erfahrung, dass ein Nachgeben Israels immer als Schwäche ausgelegt wird, die ausgenutzt werden muss – mit mehr Gewalt, um die Israelis zum Boden zu zwingen (s. Libanon-Rückzug).

Die bange Frage vieler Israelis nach Erfolgsmeldungen des Militärs, wo die nächste Bombe wohl hochgehen wird, blieb auch am Freitag nicht lange ohne Antwort. Mit einer neuen Bluttat war zu rechnen, nachdem am Vorabend ein Hamas-Kommandeur im Gazastreifen von einer israelischen Rakete ins Jenseits befördert wurde: Die Genugtuung der Militärs hatte einen bitteren Preis: Bei einem Anschlag wurden über 20 Zivilisten verletzt.

Die bange Frage wird als allgemeine Angst bis Panik dargestellt – das widerspricht der großen Unterstützung, die die „Liquidierungspolitik“ bei Umfragen in der israelischen Bevölkerung hat. Frau Günther redet also haarscharf an der Realität vorbei – ich unterstelle ihr, dass sie das gewollt tut oder keine Ahnung hat (dann aber sollte sie nicht darüber schreiben)

Die Liquidierungspolitik Ariel Scharons steht nicht nur im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen, sie spricht auch dem pragmatischeren Gebot der Vernunft Hohn. Den grassierenden Fanatismus in den palästinensischen Flüchtlingslagern haben Israels „gezielte Schläge“ zwar nicht verursacht, aber zu einem unkalkulierbaren Risiko eskalieren lassen. Die Erfahrung hat gelehrt: jeden getöteten Hamas-Mann ersetzt eine Vielzahl kampfentschlossener Nachfolger.

Im Widerspruch zu welchen rechtsstaatlichen Grundsätzen? Die sollten endlich mal angeführt werden!

Wenn Verbrecher nicht anders gefasst werden können, dann ist es auch hier so, dass sie als letztes Mittel mit tödlichen Mitteln bekämpft werden müssen. Arafat verhindert die Festnahme, er unterstützt die Weiterarbeit der Gehirne hinter den Bomben.

Soll Israel still halten und seine Bevölkerung ermorden lassen? Die Erfahrung lehrt: Jede verpasste „Antwort“ spornt die Täter noch mehr an! Was Frau Günther „pragmatisches Gebot der Vernunft“ nennt, ist ideologische Verblendung.

Manchmal mag das durchaus ins politische Konzept passen. Dem israelischen Premier ist daran gelegen, der Welt den „terroristischen Charakter“ der Palästinenser vorzuführen. Diesem Volk, so Scharons Credo, könne man doch keinen eigenen Staat erlauben. Seine Rechtfertigung, warum man es deshalb unter verschärfter Besatzung halten muss, schwingt darin bereits mit.

Sharon wird jedes miese Motiv unterstellt, das sich nur denken lässt. Ähnliches gibt es im Kölner Stadtanzeiger aber nicht über den Vater des modernen Terrorismus, der keinen Vertrag auch nur ansatzweise einhielt, den er abschloss. Die Kritik, mit unbelegten Unterstellungen untermauert, ist an der falschen Stelle geübt. Bei der Regelmäßigkeit, mit der das geschieht, muss ich von ideologischen Gründen dafür ausgehen.

Auch wenn die US-Administration unter George W. Bush nicht voll mitzieht, hat sie doch wieder mal größtes Verständnis für Scharons Kurs an den Tag gelegt. Nur macht es sich das Weiße Haus allzu einfach mit seiner Parteinahme für Scharon und gegen Jassir Arafat – so problematisch der Palästinenserführer auch ist, so viel er auch von dem Waffenschiff gewusst haben mag, das Anfang Januar im Roten Meer aufgebracht wurde. Die amerikanische Neigung, die Welt in „Gute“ und „Böse“ einzuteilen, eignet sich im zentralen Nahost-Konflikt noch weniger als anderswo.

Und jetzt geht sie voll in die palästinensische Propaganda-Schiene: Die Amerikaner machen die Israelis stark, unterstützen sie rücksichtslos und üben keine Kritik.

Ihre eigene Meinung: Hier sitzt die Weisheit und die Gerechtigkeit, während die Amerikaner nur dumm sind und nur undifferenzierte Idioten-Lösungen bieten können, die das Gegenteil dessen erreichen, was sie sollen. Über die Idee, dass sie selbst falsch liegen könnte, wird Frau Günther nicht einmal nachdenken wollen.

Gerade weil Israel in den besetzten und autonomen Gebieten modernste amerikanische Waffen – angefangen bei Jagdbombern vom Typ F-16 bis zu hochwirksamen und zielgenauen Raketen – einsetzt, muss sich Washington eigentlich nicht wundern, warum die Palästinenser ebenfalls aufzurüsten versuchen.

Der Einsatz der amerikanischen Präzisionswaffen spricht ja wohl für Israel: Damit werden „Kollateralschäden“ weitestgehend vermieden, während Arafats Bomber immer undifferenziert möglichst viel Schaden und Tod verbreiten wollen. Wundern wird sich Washington nicht, denn inzwischen sickert auch dort das kranke Denken der Palästinenser-Hetze durch.

Zudem dürfte auch Präsident Bush bewusst sein, dass zu Lebzeiten Arafats eine gemäßigtere palästinensische Führung kaum zu haben sein wird, wahrscheinlich nicht mal danach. Allerdings scheint er zu glauben, der PLO-Chef werde durch weiteren Druck gefügiger. Bushs demonstrativer „Honeymoon“ mit Sharon bei gleichzeitiger Abstrafung Arafats spiegelt eine Einseitigkeit, die jede Ansatz einer politischen Lösung verstellt. Ein palästinensischer Gewaltverzicht bei fortgesetzter israelischer Liquidierungspolitik wird nicht zu haben sein. Weder mit noch ohne Arafat.

Zu Lebzeiten Arafats ohnehin nicht. Aber wie gemäßigt ist diese Führung? Arafat hat schon 1994 verkündet, was ihm die Oslo-Vereinbarungen bedeuten – nämlich nichts, als eine bessere Ausgangsposition für den Kampf gegen Israel zu erreichen. Faisal Husseini hat das im letzten Interview vor seinem Tod verkündet. Es wird Zeit, dass die Menschen hier endlich aufwachen und die Bretter vor den Augen weg nehmen, die ihnen den Blick auf die Realität versperren – um zu sehen, dass Arafat Terror und Krieg will und das Gegenteil von gemäßigt ist, nämlich totalitär, verlogen und ein Kriegstreiber!

Übrigens: Wenn die Palästinenser sich mal friedlich verhielten, dann würde Israel auch nicht „liquidieren“ – aber das geht ja über den Horizont der Ideologie hinaus, die Israel die unlauteren Motive, Arafat aber ehrliche Friedenssehnsucht unterstellt.

 

Fazit: Die Ursachen und die Schuld wird immer bei den anderen gesehen (nicht mal mehr gesucht), nie bei Arafat. Der ist nur „problematisch“, aber Kritik gehört da nicht hin. Die Israelis und die Amerikaner planen und sind die Dummköpfe (bzw. Kriegstreiber), nicht intelligent genug um eine friedliche Lösung zu finden bzw. nicht bereit dazu.

Mit dieser Einstellung muss man die Briten für die Auslöschung von Lidice verantwortlich machen, denn schließlich schickten die die Mörder Heidrichs in die Tschechei!

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