Auf
hebräisch heißt guten Tag "schalom", auf arabisch "salam". Beides
heißt übersetzt "Friede". Die Sehnsucht nach Frieden ist in
dem kleinen Landstrich Israel groß. Viele sind zermürbt durch
jahrelange Intifada und Terror, durch das häufige Absperren der Gebiete
etc. Eine Frage bleibt: Woher und wie kommt der Friede?
Dazu erstmal ein krasses Beispiel: Hitler hat auch erst
einmal Friedensabschlüsse getätigt, bevor er losschlug, und zwar
in Wien. Heißt das, Friedensabschlüsse sind wertlos? Nein, aber
sie sind kein Garant für wahren Frieden.
Sind wir Christen, so kommen wir um eine Wahrheit nicht herum: "Friede
und Heil ist nur in einer unversehrten Beziehung zu Gott und den Menschen
möglich" (Das große Bibellexikon S. 594). Mangelnder Friede,
ob nun zwischen Menschen oder Völkern, ist nach der Bibel eindeutig
die Folge der Sünde. Diese kann dauerhaft und wirksam nur durch die
Vergebung durch Jesus und seinen neuschaffenden Heiligen Geist überwunden
werden. Friede ist nach der Bibel eindeutig Gabe Gottes.
Die Bibel redet viel vom Frieden, selbst im Nahen Osten.
Sie warnt jedoch vor einem falschen "Schein-Frieden", der die Menschen
schläfrig macht gegenüber der Gefahr, die hinter dem Schein-Frieden
lauert. Friede ohne Gott und Seine Ordnungen ist nach der Bibel kein wirklicher
Friede.
Dazu zwei Beispiele: In Jesaja 2,4 findet sich der bekannte
Spruch:
Wir lernen aus der Bibel: Es gibt Friede und Friede. Selbst der Antichrist wird Frieden bringen. In der von der Bibel vorausgesagten antichristlichen Welteinheitsregierung wird eine zeitlang Friede zwischen den Völkern herrschen. Der Friede Gottes ist eben höher als alle Vernunft, er geht tiefer als jede momentane politische Aktion. Daher ist für uns Christen wichtig: setzen wir unsere Hoffnung auf Oslo und Wye oder auf den Friedefürsten? Auch wir wünschen Frieden, aber er darf nicht zu einem falschen Götzen werden, der uns einschläfert, der unser Vertrauen, unsere Hoffnung und unser Flehen von Gott wegzieht.
Etwas Weiteres ist ganz wichtig in Bezug auf das Friedens-Thema: Die
Mentalität des Nahen Ostens ist von der unseren sehr verschieden.
Dies bedenken wir oft nicht in unserem Denken und Reden über die Situation
in Israel. Für die Juden und die Moslems hat das "Land" eine ganz
andere Bedeutung als für die westliche und die christliche Welt.
Für den Islam gibt es zwei Machtbereiche in der Welt: Das
Haus
des Islam und das Haus des Jihad. Zum Haus des Islam gehören
alle Länder, die unter islamischer Herrschaft stehen. Damit ist eine
ganz politische Realität gemeint (islamische Regierung) und nicht
eine Herzenshaltung wie etwa bei den Christen. Die restliche Welt gehört
zum Haus des Krieges ("jihad"). Jihad bedeutet einfach die Ausdehnung des
Islams. Dabei ist die bewaffnete Auseinandersetzung erst das letzte Mittel.
Davor kommen Mission, Evangelisation, Heirat nichtmoslemischer Frauen,
etc. Das Haus des Islam dehnt sich aus, weil Allah es ausdehnt, und weil
er allmächtig ist. Deshalb war die Staatserklärung Israels im
Jahre 1948 im Herzen des Hauses des Islam eine große Provokation
für die islamische Welt, die den jungen Staat ja auch sofort angriff.
Wenn auf diesem Landstrich plötzlich Juden über Moslems herrschen,
so bedeutet dies ein Angriff auf die Allmächtigkeit Allahs. Kann es
sein, daß es jemanden gibt, der mächtiger ist als Allah? Es
geht für Moslems daher um die entscheidende Frage: Wer ist der lebendige
Gott? Genau deshalb sagte der Großmufti von Jerusalem: Oslo ist nur
der erste Schritt zur Befreiung Jaffas und Haifas.
Auch für die Juden hat das Land eine religiöse Bedeutung.
Ihre Schriften überliefern, daß Gott, der Schöpfer dieser
Erde, ihren Vorfahren dieses Land gegeben hat, um hier nach seinen Geboten
zu leben. Volk Israel und Land Israel hängen nach der Bibel ganz eng
zusammen. Der immense Einfluß des griechischen (heidnischen!) Denkens
ins Christentum ist schuld daran, daß die christliche Theologie göttliche
Tatsachen einseitig "vergeistigt" hat. Während nach der Bibel
das Reich Gottes sich auch sehr stark auf die natürlichen Komponenten
des Lebens bezieht und diese beeinflußt, vollzieht das griechische
Denken eine scharfe Trennung zwischen Materie und Geist: Materie ist in
sich schlecht, Geist ist gut und wertvoll. Diesen Gedanken hat das Christentum
in seine Theologie einfließen lassen. (Ausnahmen sind solche Bewegungen,
die die natürlichen Komponenten gegenüber den übernatürlichen
überbetonen: die Friedens- und Ökobewegung, die Befreiungstheologie,
die politische Macht in der Geschichte des Papsttums etc.).
Besonders stark hat sich die "Vergeistigung" in der christlichen
Theologie auf das Thema "Israel" ausgewirkt, denn hier ist die Verknüpfung
von Natürlichem und Übernatürlichem besonders ausgeprägt.
Die christliche Theologie hat ab etwa dem 4. Jh. Israel sozusagen "enterbt",
d.h. das Erbe Gottes für sein Volk Israel in seinen natürlichen
Komponenten und geistlichen Komponenten für null und nichtig erklärt
und für sich selbst vereinnahmt. Seit einigen Jahrhunderten haben
einige Christen dem Volke Israel sein geistliches Erbe wieder zuerkannt,
nämlich die verheißene Errettung Israels und Ausgießung
des Geistes Gottes auf sein Volk (Röm 11,26; Hes 37). Bei seinem von
Gott verheißenen natürlichen Erbe, das vor allem das Land Israel
betrifft, enterbt die Kirche Gottes Volk Israel jedoch weiterhin - weil
das griechische Denken sie weiter prägt. Aus dem mittelalterlichen
christlichen Antisemitismus ist ein christlicher Antiisraelismus bzw. Antizionismus
geworden.
Die Wiedereinnahme des Landes Israel durch das Volk Israel
in diesem Jahrhundert hängt ganz eng mit der Identität des jüdischen
Volkes zusammen. Trotz der Zerstreuung in alle Welt haben sie als Volk
überlebt. Dieses Überleben war teilweise wirklich ein Überleben,
wenn man an die Verfolgungsgeschichte der Juden denkt. Insofern hat das
Land Israel und dessen Sicherheit inmitten feindlicher Umgebung auch eine
ganz existentielle Bedeutung für das jüdische Volk.
Übrigens: Diese Ausführungen sollen kein Aufruf zum Krieg gegen Araber oder Palästinenser sein!! Gott wird auf seine Weise sein Wort erfüllen, wie, das müssen wir ihm überlassen. In Bezug auf das "Endprodukt", den Ausgang der Geschichte, ist die Bibel jedoch kristallklar:
Beispiel
einer Versöhnung von Palästinensern und Juden (Musalaha /AmZI-Homepage)
Zu
mehr politisch orientierten Ausführungen zum Friedensprozeß
(unter "Verhandlungen mit den Palästinensern"; Israelische Botschaft)
überarbeitet am 19.11.98
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